Mittwoch, 2. Mai 2018

Shighatini - Hamsini Hamsini

Regen. Er begleitet uns nun schon seit zwei Wochen auf unserer Reise durch die Pare Berge im Norden Tansanias.

Die Regenzeit hat uns fest im Griff. Kurze Wolkenlöcher lösen sich ab mit längeren Perioden bedeckten Himmels mit teilweise starkem Regen. Durchnässt auf der Ladefläche des Schulpickups aus Usangi (siehe letzter Blogeintrag) erreichen wir das Missionary Haus in Shighatini in freundlicher Begleitung zweier Lehrer, die sichergehen wollten, dass wir gut ankommen. Nach einer herzlichen Verabschiedung war das Kapitel Usangi für den diesjährigen Besuch in Tansania endgültig abgeschlossen und wir standen vor neuen Herausforderungen, die wir zwar auf dem Schirm hatten, uns aber in Ihrem Ausmaß doch etwas überraschten. Doch dazu später mehr.
 

Von anderen Besuchern haben wir bereits einige positive Dinge über unsere nächste Unterkunft im Shighatini Missionary Haus gehört. Glücklicherweise bestätigten sich diese Gerüchte, sodass wir ein grundsaniertes Haus, mit fließend Wasser, Strom, guten Betten und einer reichlich bestückten Küche vorfanden. Kein Vergleich zu dem etwas in die Jahre gekommenem Gebäude aus unserer Erinnerung. Der Generalsekretär der Mwanga Diözese Mr. Anania und der Schulleiter aus Shighatini Mr. Ramah nahmen uns sehr freundlich in Empfang und sorgten dafür, dass es uns an nichts fehlte.

Missionary Haus Shighatini Mwanga

Wir brauchten ein wenig Zeit um uns zu sammeln und die nassen Klamotten loszuwerden, um anschließend voller Tatendrang zur ersten Bestandsaufnahme in Richtung Schule aufzubrechen. Auf dem Weg dorthin hörten wir schon von weitem die Rufe der Schülerinnen aus Usangi "Madame Maddi!!". An diesem Sonntag fand eine gemeinsame Messe verschiedener Schulen statt, bei der zusammen gebetet wurde. Beten war jedoch nicht das einzige was die Schülerinnen und Schüler machten. Als wir nichts ahnend zusammen mit dem Schulleiter das Gelände betraten, hörten wir schon von weitem merkwürdige Schreie. Wir dachten uns im ersten Moment nichts dabei, hatten aber ein etwas mulmiges Gefühl im Bauch. Ins Gespräch vertieft näherten wir uns dem Computerraum und die Schreie wurden immer ohrenbetäubender und durchdringender. Micha entschloss sich schließlich der Sache auf den Grund zu gehen. Was er fand war für unsere europäischen Augen nur schwer nachvollziehbar. Im gesamten Raum verteilten lagen mehrere Schüler auf dem Boden während diverse andere Schüler versuchten ihnen mit Gesten und Sprüchen den Teufel auszutreiben. Nur 20 Meter entfernt wurde sich fröhlich unterhalten. Der Schulleiter versicherte uns, dass dies eine völlig normale Praxis in Tansania sei und wir uns nicht weiter darum kümmern sollten. Na gut. Dann mal an die Arbeit. Es war etwas schwer sich über die vielen Schreie hinweg zu verständigen aber wir taten unser Möglichstes, um sie zu ignorieren und uns auf die Arbeit zu konzentrieren.
Leider fanden wir das Kabinett in einem sehr schlechten Zustand. Der Strom war ein riesen Problem, da einige Kabel falsch verdrahtet waren. Um mal einen kleinen Einblick zu geben: Eine nicht verbundene Steckdose, die lose auf dem Boden lag, verpasste mir einen Stromschlag mit ungefähr 50-60 Volt. Wir bestellten sofort einen Fundhi und haben das Kabinett solange nicht angefasst, bis die Probleme behoben waren. Dies und einige weitere Kleinigkeiten an den Computern waren die eingangs genannten Herausforderungen die wir nicht auf dem Schirm hatten.

Verschmorte Steckdose Computerkabniett Shighatini
Ameisen in Steckdose Computerkabinett Shighatini

Was wir bereits erwartet haben, war eine schlechte Grundsubstanz der Schule insgesamt. Löchrige Dächer, kaputte Türen und von den Toiletten wollen wir gar nicht erst reden. Nach einigen Diskussionsrunden innerhalb des Teams sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir unbedingt etwas tun müssen. In den Klassenräumen ist produktives Arbeiten und Lernen kaum noch möglich. Der Regen kommt durch die vielen Löcher in den Dächern, Stühle und Bänke wackeln und die Balken des Dachstuhls sind aufgrund der vielen Termiten teilweise kurz davor durchzubrechen. Sobald wir wieder in Deutschland sind, wollen wir Spenden sammeln, um die Schule bei der dringend notwendigen Sanierung ihrer Räumlichkeiten zu unterstützen.

Bibliothek Shigatini Secondary School
Küche Shighatini Secondary School

Was mich persönlich immer wieder beeindruckt, wenn ich nach Tansania komme, ist die Lebensfreude der Menschen hier. Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern haben wir in der kurzen Zeit in der wir an der Schule waren sehr viel Spaß gehabt. Wir spielten Fußball, redeten über das Leben in Tansania und Deutschland und schauten zusammen mit der gesamten Schule einen Zeichentrickfilm. Die Herzensfreude der Schülerinnen und Schüler beim verteilen der kleinen Brausepulverpackungen ist nur ein Grund von vielen warum ich immer wieder gerne nach Tansania reise.

Hand in Hand mit Schulkind Shigatini

Was uns auf der nächsten und letzten Etappe unserer diesjährigen Reise erwartet, lest ihr wie gewohnt hier auf dem Blog aber auch auf Facebook und Instagram.


In diesem Sinne: Asante Sana, Baadaye.


Marcus