Aktuelle Situation

"Evangelische Schule“ unter tansanischen Bedingungen: Probleme, Hintergründe, Entwicklungen

Es geht im Wesentlichen um die fünf Schulen in der Pare-Diözese. Vier von ihnen haben ihre Ursprünge in den Anfängen der christlichen Mission Ende des 19. Jahrhunderts. Deren drei Säulen waren Gemeinde, Schule und Dispensery – Gemeindeschwesternstation, Sozialstation. Die Schulen sind ein Teil der bis in die Anfänge der achtziger Jahre zurückreichenden Partnerschaft zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansania (ELCT).

Drei der Schulen (Usangi Girls, Shighatini, Manka) sind sog. Mittelschulen (Sec. Schools). Der Schule in Mruma ist seit 2007 die Abiturstufe angegliedert, der Schule in Dindimo seit 2006 ein College für die Ausbildung von GrundschullehrerInnen.
Usangi Girls, Shighatini und Mruma liegen in den Nordparebergen, Manka und Dindimo in den Südparebergen.

Die Schülerinnen und Schüler rekrutieren sich zum einen aus dem regionalen Umfeld, zum anderen aus den größeren Städten, z.B. Arusha und Dar-Es-Salaam. Für viele Eltern ist die Schulbildung außerhalb der unüberschaubaren Situation für junge Menschen in den größeren Städten in davon wenig berührten Internatsschulen - z.B. in den mühsam zugänglichen Parebergen - eine bewusst gewählte Lösung.

 

Aufbau der Schulen

Zu jeder Schule gehört also ein Dormitorium, ein Gebäude mit einem Schlafsaal bzw. kleinen und engen Kammern mit Doppelstockbetten. Die Ausstattung ist sehr schlicht und ohne die bei uns selbstverständlichen sanitären Einrichtungen. Die Schulen sind nach unserer Sprachregelung nicht nur Ganztagsschulen, sondern Internatsschulen. Die jungen Menschen bewegen sich auf einem überschaubaren, nachts bewachten und auch sonst beobachteten, begrenzten Gelände. Damit sind sie über den Unterricht hinaus im Aufmerksamkeitshorizont der Schule, eine schwierige Aufgabe trotz der die ganze Gesellschaft prägenden autoritären Grundstruktur.

Jede Schule ist wie ein Campus angelegt, mit einem Verwaltungsgebäude, Gebäuden mit Unterrichtsräumen, auch Fachräumen – alle mit mäßiger, Ansprüchen der Fachlichkeit nicht gerecht werdender Ausstattung. Das betrifft besonders den naturwissenschaftlichen Bereich. Die Hilfsmittel für den Unterricht sind unzureichend, wenn überhaupt gegeben. Gelegentlich begegnet man Regalen oder Schränken mit wirklich sinnlosen literarischen Oldtimern aus Westeuropa oder den USA. Sie sind völlig ungeeignet für eine Anreicherung oder Unterstützung des Unterrichts.

Beinahe in jedem Dienstzimmer der Schulleiterin bzw. des Schulleiters sind auf einer Tafel die Namen, Ausbildungsvoraussetzungen und Fächer der Lehrenden in der Schule angegeben.

 

Lehrkräfte und Arbeitsbedingungen

Nur wenige LehrerInnen haben ein Studium mit einem Diplomabschluss absolviert. Viele von ihnen wurden nach ihrem Abitur, weil sie vielleicht Pädagogik studieren wollen, in einer einmonatigen Schnellausbildung auf eine Lehrtätigkeit vorbereitet und dann als LehrerIn angestellt. Sie erhalten einen geringen Lohn. Wenn ausgebildete LehrerInnen monatlich etwa 110 € verdienen, erhalten im Vergleich zu ihnen kaum ausgebildete natürlich weniger Gehalt. Ihre Anstellung ist im Vergleich zum pädagogischen Anspruch der Schulen keine adäquate Lösung. Sie erweist sich aber als eine durch die allgemeine und durch die Situation der Schulen einzig mögliche Lösung. Sie sichern die unterrichtliche Versorgung, jedoch nicht eine Qualitätsentwicklung. Hinzuzufügen ist, dass sich der Unterricht durchgängig auf eine frontale  Wissensvermittlung beschränkt. Eigenbeiträge der SchülerInnen, Projekte oder andere dialogorientierte Arbeitsformen gehören der Erfahrung nach nicht zur Schulpraxis. Das Potential an LehrerInnen wird insgesamt immer geringer. Wenn zunehmend neue staatliche Schulen eingerichtet werden, nimmt natürlich die Zahl der potentiellen Lehrkräfte für die evangelischen Schulen ab. Zum anderen befinden sich die evangelischen Schulen in einer eigentlich nicht verantwortbaren Notlage.

 

Verantwortung, Organisation und Verwaltung der Schulen

Jede Schule ist in allen Positionen für sich selber verantwortlich. Die rechtliche Formulierung, dass die Schulen Schulen nicht in, sondern der Diözese sind, hat keine Konsequenzen für strukturelle, personelle und investive Fragen. Die Sorge für alles obliegt jeder Schule. So haben sie sich gewissermaßen zwangsläufig zu autonomen Einrichtungen entwickelt. Aber diese Aussage müsste wiederum relativiert werden.

Die Schulen leben von dem Schulgeld. Dieses kommt einerseits regelmäßig ein, wenn es stipendiert ist. Das privat zu zahlende Schulgeld entscheidet über das Wohl und Wehe jeder Schule. Es wird nicht nur gelegentlich nur teilweise oder in sehr kleinen Raten gezahlt. Oft müssen die SchülerInnen aufgefordert werden, es von den Eltern abzufordern und mitzubringen. Nicht selten wird es gar nicht gezahlt. Damit sind zum Beispiel regelmäßige Gehaltszahlungen nicht möglich. Dieses unterstützt Fluktuationen, die für alle schulischen Prozesse höchst schädlich sind. Lehrerinnen verlassen die Schule, wenn sie bei einer staatlichen angestellt werden können. Der schon vor Jahren in unserer Landeskirche eingerichtete Stipendienfonds kann teilweise die beschriebene Situation entlasten. Andererseits ermöglicht er den Schulbesuch Kindern aus sozial schwachen Familien, die auch nicht ansatzweise das Schulgeld aufbringen können.

An dieser Stelle wird angemerkt: dass die von den Schulleitern wahrzunehmenden Aufgaben und deren Verantwortungsbereiche, meist in Überforderung der Personen enden. Sie sind ja zuerst Pädagogen und keine Manager. Wer talentiert ist oder bereits über Erfahrungen verfügt, hat es leichter als jemand, der zuerst und vor allem Lehrer sein will.


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