17.08.2017

Zweimal vor Ort, zweimal geholfen

Reisebericht vom Sommer 2016

Verfasst von Frank Müller, überarbeitet und gekürzt von Martin Dyrba
Reisezeitraum: 23.05.-06.06.2016 und 26.08.-03.09.2016

In diesem Jahr reiste das drei- bzw. zweiköpfige Team gleich zweimal nach Tansania. Defekte Computerkabinette in den Schulen Usangi und Dindimo konnten beim ersten Besuch aufgrund der erforderlichen Logistik und dem engen Zeitfenster nicht repariert/getauscht werden. Kurzfristige Renovierungsmaßnahmen nach dem ersten Besuch haben veranlasst, die erforderlichen Arbeiten wenige Wochen später nachzuholen. Dazu später mehr…

 

23.-25.05.2016, Es geht los

Nach einer kurzen Nacht waren wir etwas spät am Flughafen, so dass das Prozedere mit Check-In, Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle etwas hektisch wurde. Doch zum Glück verliefen die Flüge von Hamburg nach Amsterdam und weiter zum Kilimanjaro Airport ohne Probleme. Dank unseres Sitzplatzes im Heck neben dem Ausgang sind wir die Ersten aus dem Flieger, die Ersten am Visaschalter und die Ersten, die durch die Kontrollen sind. Das war rekordverdächtig! Jetzt müssen wir nur hoffen, dass wir nicht umsonst warten, denn es war ja nicht sicher, ob man unser Gepäck noch verladen konnte. Endlich kommen auch unsere Teile. Wir streben dem Ausgang zu, haben uns vorher aber eine Taktik für den Zoll überlegt, die aber hinfällig ist, denn alle Gepäckstücke werden noch einmal gescannt und dann können wir raus. Nataj, unser Fahrer ist schon da und wir verladen das Gepäck. Ali fährt hinten auf dem Pickup mit und lässt sich die feuchtwarme afrikanische Luft um die Nase wehen. Bei unserer Ankunft im Gästehaus des Usa River Reha-Centers werden wir herzlich von Claus und Sophia empfangen. Es ist nach den ganzen Jahren, die wir hier schon zu Gast sein dürfen, immer wieder schön zu wissen, dass wir hier eine Art Rückzugsbasis haben, die einem das sanfte Ankommen oder auch Verlassen des Landes ermöglicht. Der Ausflug nach Moshi am nächsten Tag gibt uns Gelegenheit, Geld zu tauschen, Telefonkarten zu besorgen und im "Nakumat", einen kenianischen Supermarkt, das Nötigste zu kaufen. Die weitere Fahrt nach Same verläuft ohne weitere Überraschungen. Am Volunteers-Haus1 in Same angekommen treffen wir Sarah, die Volontärin aus Hamburg, die nach den Sanierungsarbeiten ebenso wie wir wieder im Haus einzieht. Ganz fertig sind die Handwerker nicht geworden, die Türen kleben noch von der frischen Farbe. Wir richten uns ein, alles geht sehr schnell und reibungslos. Sarah kommt aus Hamburg und wir sind froh über ihre unkomplizierte norddeutsche Art. Am nächsten Morgen haben wir gleich unsere Vorstellungstermine im Office2. Sabines Büro ist nicht besetzt, das vom Generalsekretär auch nicht. Da können wir ja gar nichts machen - Welcome to Afrika. Wir schaffen unsere Sachen in den Container und gehen erstmal zum Einkaufen in die Stadt. Wir brauchen noch Glühbirnen, ein Türschloss und einen zweiflammigen Gaskocher. Wieder angekommen in unserem kleinen "Bauhaus", kümmert sich Ali um die Reparatur der zweiten Außentür, Holger und ich basteln am Internet-Router für die Schulen herum.

 

26.05.2016, Einmal in die Nord-Pare-Berge und zurück

Heute geht es nun endlich zu einigen Schulen. Unsere Pläne mussten wir ja wieder umstricken, denn wer ahnt schon, dass gerade das Managementmeeting der Diözese stattfindet. Zumindest für die Nord-Pare-Berge haben wir heute die Freigabe. Die erste Schule dort oben ist traditionell Mruma. Mit gemischten Gefühlen fahren wir auf den Schulcampus der Girls Highschool. Der daneben liegende Weg ist zu einem Trampelpfad verkommen und lässt kaum auf intensive Benutzung schließen. Der Headmaster ist "not around", angeblich in Mwanga um finanzielle Sachen zu regeln. Das Englisch der uns empfangenden Lehrerin ist für Ihren Job überraschend schlecht3, was die Kommunikation nicht unbedingt vereinfacht. Holger und ich fragen nebenbei die Zahlen der Schüler und der Lehrer ab: 8 Lehrer für insgesamt 68 Schüler werden uns berichtet. Es gestaltet sich als kompliziert, den Schlüssel für das Computerkabinett ausfindig zu machen. Wir warten eine ganze Zeit, bis wir uns entscheiden weiter nach Shighatini zu fahren. Die Schülerzahl am Schoolboard von 54 macht uns ebenso Sorgen. Unser alter Bekannter Ramah ist hier immer noch als Lehrer beschäftigt und kümmert sich wieder um das Computerkabinett. Wir sind gespannt, denn das ist erst kürzlich durch Sabine auch mit Mitteln der Stiftung renoviert worden. Der Raum wirkt hell und freundlich, allerdings hat es nicht für die Fenster gereicht, da sind noch etliche Löcher zu sehen. Auch an der Decke sind Wasserflecke zu sehen. Wie wir später erfahren, gab es aber dafür nochmal Nacharbeiten, so dass das Dach nun dicht sein sollte. Dafür fehlt das AVS4, was wir vor längerem neu gekauft und da gelassen haben. Ramah wird angewiesen, die alten PCs ordentlich an die Wand zu stapeln und den Raum säubern zu lassen. Wir brauchen neben dem AVS auch noch Mehrfachsteckdosen mit britischem System, es fehlen einfach zu viele. Ansonsten sieht man sich wieder einem hilflosen Schulterzucken und Grinsen gegenüber. Aufbruch nach Usangi. Hier kann man sehen, dass es Leben auf dem Campus gibt. Allein die zahlreiche zu trocknende Wäsche auf den Hecken legt ein leuchtendes Zeugnis dafür ab. Auch hier scheint der Headmaster nicht anwesend zu sein. Die Second Headmistress Sarah empfängt uns und wir organisieren eine Besprechung für die Delegation für die anstehende Reise nach Wittenburg, geben einen kurzen Überblick und beantworten einige Fragen. Danach machen wir uns an das alte Computerkabinett. Ich verschwinde mit der Second Headmistress zur Übergabe der Spende bei der Schatzmeisterin der Schule. Da die Schengen-Visa jeweils mit 60 € zu Buche schlagen, hat sich das Wittenburger Schulzentrum entschieden, 400 € zu spenden. Zurück im Computerkabinett müssen wir feststellen, dass die Sekretärin im Computerkabinett arbeiten muss, da ihre beiden Drucker inzwischen defekt sind. Hier können wir auch nichts mehr machen, denn die Gummiwalzen ziehen das Papier kaum noch ordentlich ein. Da bleibt der Netzwerkdrucker die beste, weil einzige Alternative. Ein weiteres Problem sind die nicht angeschlossenen Rechner, es fehlen auch hier die Mehrfachsteckdosen. Dazu sind die Steckdosen in der Wand ausgeleiert, was die Sache nicht gerade vereinfacht. Außerdem kommt nun auch hier die Deckenverkleidung herunter. Es gibt einiges zu tun. Der neue Computerlehrer ist kurz da, aber verlässt uns nach ein paar tollen Bemerkungen wieder. Es befremdet mich irgendwie, wenn er den Raum verlässt, während wir versuchen den Server zu reanimieren. Ein wenig mehr Interesse an der Sache hätte ich schon erwartet. Nach längerer Zeit gelingt uns die Wiederbelebung und wir können einen funktionierenden Server zurücklassen. Die Clients sind das nächste Mal dran bzw. wenn das Kabinett instand gesetzt ist. Einladen und endlich zurück nach Same.

 

27.05.2016, Vorbereitungen für Shighatini

Heute müssen die Sachen für Shighatini vorbereitet werden. Aber ehe wir uns der Arbeit widmen können, kommt der Schatzmeister der Diözese zu uns. Da wir ja unsere ursprünglichen Pläne über den Haufen werfen mussten, besprechen wir die nächsten Schritte. Ich kann Daniel Msuya bestätigen, dass wir morgen nach Shighatini wollen. Leider ist der Fahrer krank geworden und nun hat man ein Fahrerproblem in der Diözese, da zeitgleich auch eine größere amerikanische Delegation hier ist. Jetzt soll ich irgendwo zwischen Tür und Angel unseren gesamten Reiseplan neu aus dem Hut ziehen. Das wird nichts. Also morgen nach Shighatini, Sonntag bleiben wir hier zur Nachbereitung, Montag dann in die Süd-Pare-Berge nach Manka und Dindimo, und am Dienstag nach Usangi zu weiteren Gesprächen der Reise nach Deutschland und der Renovierung des Computerraums. Darüber hinaus kann ich keine verbindlichen Zusagen machen, das hängt von den Ergebnissen der Fahrten ab. Lediglich die Abreise und der vorherige Besuch in der Emuguri Primary sind auch noch fest. Das reicht ihm erstmal und er zieht wieder von dannen. Heute müssen wir also die Rechner und den Server für die morgige Reise nach Shighatini vorbereiten. Ebenso sind nach der Renovierung des Volunteers-Hauses noch einige kleine Baustellen offen. So wollen wir das Schloss der Haupttür wechseln, inzwischen gibt es hier auch Schließzylinder und entsprechende Beschläge, aber manchmal fehlt das Blech und das nächste ist etwas zu groß. Stechbeitel sind ebenso wenig zu beschaffen, insofern ist dieses Ansinnen im Moment nicht umsetzbar. Wir haben noch ein paar weitere Sachen auf unserer Liste, die wir langsam abarbeiten. Holger bereitet im Haus den Server vor, Ali kümmert sich um den Abschluss der Renovierungsarbeiten, während ich im Container die Rechner zusammensuche und verpacke.

 

28.05.2016, Installation des Computerkabinetts in Shighatini

Das Einladen der Kisten in das Geländefahrzeug gelingt mit viel Aufwand. Wir stapeln die Kartons alle im Fahrzeug, allein schon vom Gewicht her hätten wir auch nicht einen auf das Dach bekommen. Es wird recht eng hinten für die Jungs, aber eine Bank haben sie noch frei. Lameck fährt uns und unsere empfindliche Fracht sicher nach Shighatini, Ramah und der Headmaster empfangen uns. Das Ausladen klappt dank der Hilfe einiger Schüler sehr gut und kurz danach braust Ali mit Lameck ab in Richtung Moshi, um ein neues AVS zu kaufen. Holger und ich machen uns an die Arbeit. Mit Hilfe von Ramah und den Schülern bauen wir die Netzwerkkarten aus den alten PCs aus und die neuen ein. Danach nehmen wir uns die Elektrik vor. Holger prüft die Wandsteckdosen und wir finden auch hier ein reichliches Betätigungsfeld. Zum Glück haben wir ausreichend Ersatz mit. Holger muss jedoch zwischenzeitlich bei Ali noch ein paar Mehrfachsteckdosen nachbestellen, da unser Bestand hier nicht reichen wird. Dann stellen wir die ersten Rechner auf, nehmen den Server in Betrieb und prüfen den ersten neuen PC. Bei einigen PCs muss die nachgerüstete Netzwerkkarte doch wieder entfernt werden, damit alles funktioniert. Dann werden die Kabel verteilt und angeschlossen. Pünktlich zum Essen treffen auch Ali und Lameck wieder ein. Nach dem Essen kümmere ich mich um die Installation des AVS. Alles klappt auf Anhieb und das typische Klicken nach dem Einschalten in Verbindung mit den LEDs zeigt an, dass das Gerät arbeitet. Dann kann Holger wieder mit den Kabeln loslegen, die beim Steckerwechsel von EU auf British Plug auch gleich ordentlich verlötet werden. Ali kümmert sich um das Beladen des Autos. Endlich können wir das Kabinett komplett in Betrieb nehmen, letzte Einstellungen an den Clients vornehmen - läuft. Server - läuft. Drucker - läuft. Wir verabschieden uns. Es ist schon dunkel, als wir am Container ankommen und alles ausladen.

 

29.05.2016, Verwaltungs- und Reinigungsarbeiten

Es ist Sonntag, wir nutzen die Gunst der Stunde, die ausgesonderte Technik zu inventarisieren, die Badewanne im Haus wieder nutzbar zu machen und uns ein wenig zu erholen.

 

30.05.2016, Mit Verspätung in die Süd-Pare-Berge

Der Tag heute fing durchwachsen an: Der Generalsekretär - nicht da, Büro verschlossen. Der Director of Christian Education - nicht da, Büro verschlossen. Dabei sollte oder wollte er uns heute doch nach Dindimo begleiten. Im Büro des Schatzmeisters wurden wir fündig. Daniel begrüßt uns mit den Worten: „Ihr seid heute spät dran.“ In diesem Moment schießt Mr. Mmdeme aus der anderen Bürotür, entschuldigt sich wortreich, weil er für das Auto noch die Tankfüllung organisieren muss. Wir warten am Container. Nach einer Stunde kommt er mit dem stellvertretenden Bischof zurück, allerdings ohne unser Auto und Fahrer. Er spricht von notwendigen Reparaturen und es ginge bald los. Es ist bereits 11 Uhr vorbei. Ich entlade meinen wachsenden Unmut beim stellvertretenden Bischof, der mir - was sollte er auch anderes tun - komplett zustimmt. Lameck kommt dann doch endlich gegen 12 Uhr. Wir sammeln im Cafe des Amani Hostels noch den Director of Christian Education ein, der dort zeitungslesend auf uns gewartet hat. (Warum auch im Büro sitzen...?) Die Straßen in die Süd-Pare-Berge sind immer noch deutlich schlechter als im Norden. Wir schaukeln über vom Regen ausgewaschene Rinnen und Löcher die Serpentinen hinauf. Endlich kommen wir in Manka an. Humphrey ist nicht da, aber der Second Master nimmt uns in Empfang. Zunächst das übliche Prozedere, die Eintragung ins Gästebuch, ein wenig Geplauder, dann gehen Holger und Ali vor ins Computerkabinett, während ich noch mit dem Second Master ohne weitere Begleitung offen sprechen kann. Die Schule wird an den Planungen und dem Aufbau der Universität, deren Leben sich hauptsächlich ja auf ihrem Campus abspielen soll, gar nicht beteiligt. Das wirkt weder für die Lehrer motivierend, noch sehen sich Eltern veranlasst, ihre Kinder hierher zu schicken. Und eine Diözese, die es nicht mal hinbekommt ein paar Schulen zu managen, will sich nun an eine Universität wagen. Das Ergebnis scheint doch schon vorprogrammiert. Wir gehen zu den anderen und ich darf die neue Computerlehrerin kennen lernen. Holger prüft noch den Server, während wir die Rechner in Betrieb nehmen. Jetzt, da wieder eine Computerlehrerin an der Schule arbeitet, planen wir auch hier, das überalterte Computerkabinett zu tauschen. Draußen frage ich den Second Master, ob das Schulauto noch läuft, denn das ist ein kleiner Pickup, mit dem man die Technik besser transportieren kann als in den Landcruisern der Diözese. Der Wagen steht uns zur Verfügung und so bestelle ich den für Freitag nach Same. Kurz bevor wir abfahren kommt Humphrey zum Auto. Er ist gerade zurück. Wir begrüßen uns sehr herzlich, schön ihn mal wiederzusehen. Weiter geht es nach Dindimo. Zu meiner Überraschung fahren wir dann auch den berüchtigten Shortcut zwischen Manka und Bombo. In Dindimo geht es zunächst ins College zum Acting Principal und dem Schatzmeister. Das College hingegen ist leer, die Prüfungen sind vorbei. Die Gesprächsführung übernimmt unser Fahrgast, der dabei plötzlich ganz anders wirkt. Vom freundlichen und neugierigen Gesprächspartner ist eine Wandlung zum wichtigen und einflussreichen Manager erfolgt. Wir bekommen nach der Vorstellungsrunde das Mittag serviert. Danach dürfen wir den neuen Computerraum besichtigen, dachten wir. Es geht aber tatsächlich nur darum, den Raum zu bewerten, in dem später einmal das Computerkabinett stehen soll! Es ist also nichts vorbereitet. Das entspannt unsere Planung natürlich völlig. Ich gebe den Hinweis, dass es für die Schulen seit 2004 einen Katalog mit Bedingungen für Computerkabinette gibt. Wir monieren den schlechten Zustand des Daches, eine Decke muss eingezogen werden, dann fehlt noch die komplette Elektrik. Wir machen eine etwas längere Liste auf. Danach geht es in die Secondary School. Leider ist auch hier kaum noch jemand anzutreffen, es sind derzeit Mock-Examinations. Wir bekommen aber Zugang zum Computerkabinett und können uns dort umsehen. Der Server scheint in Gebrauch zu sein, auch wenn der Raum leicht muffig riecht. Während Holger sich um den Server kümmert, übernehmen Ali und ich die Inventarisierung. Wir versuchen noch ein paar Daten zu sichern, aber so langsam holt uns der Fluch des späten Aufbruchs ein. Wir schaukeln uns die Berge hinunter und Lameck holt aus dem Auto alles raus, was der Weg zulässt, damit wir auf der Landstraße sind, bevor die Dunkelheit über uns hereinbricht.

 

31.05.2016, Tag der Mädchenschulen

Heute soll es nach Mruma und Usangi gehen. Wir holen aus den Containern die Ersatzteile und unsere Ausrüstung, verladen alles ins Auto und fahren los. Ali sammeln wir mit seinen Einkäufen am Hardwareshop ein. Er hat alle nötigen Steckdosen und Stecker bekommen. Unser erster Halt ist Mruma. Entgegen unserer positiven Erwartungshaltung finden wir uns auf einem fast verlassenen Campus wieder, weit und breit kaum jemand zu sehen. Endlich stürmt aus einer Ecke ein junger Mann auf uns zu, der sich als Teacher on Duty zu erkennen gibt. Wir begrüßen uns und fragen nach dem Headmaster. Sein Englisch ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir machen uns schon verständlich. Zunächst heißt es, der Haedmaster sei in fünf Minuten da. Nach einer weiteren Viertelstunde bekomme ich sein Handy gereicht, der Head am anderen Ende. Die Verbindung ist schlecht, ich verstehe nur jedes zweite Wort. Der Headmaster ist heute gerade in Moshi und wird natürlich nicht mehr vorbeikommen können. Die Schlüssel für das Computerkabinett sind bei einem Lehrer, der für den Posten als Computerteacher vorgesehen ist. Mit anderen Worten, wir sind heute komplett umsonst hierher gefahren und das trotz vorheriger Ankündigung! Neben den terminlichen Problemen fallen mir Details auf, z.B. das fehlende Gitter vor der Tür zum Computerraum und der fehlende Türdrücker. Die Wertschätzung unserer Anstrengungen hier folgt nicht unseren Erwartungen. Weiter nach Usangi. Dort geht es uns heute vorrangig um die Vorbereitung des Besuchs im September in Deutschland und um die Prüfung des Computerraums. Wir laden aus und treffen dabei auf Samuel, den Headmaster. Eine herzliche Begrüßung folgt. In seinem Büro besprechen wir unseren heutigen Plan. Resümierend kann man sagen, dass in Usangi mit Abstand am ehesten der Partnerschaftsgedanke gelebt wird. Leider stellt sich die Situation des Computerkabinetts weniger erfolgsversprechend dar, als erwartet. Neben den bereits bekannten Problemen mit dem Dach und der Decke, die im Rahmen einer Sanierung durch die Partnerschule in Wittenburg und unserer Stiftung getragen werden, macht auch die Elektrik einen bedenklichen Eindruck. Das AVS schaltet nur eine Seite des Computerkabinetts, die andere Seite ist ohne Schutz. Dazu kommt, dass auf der schutzlosen Seite auch der Nullleiter Strom führt, was nicht sein darf. Die Verschaltung bzw. die Qualität der Installation insgesamt wirft deutliche Fragen auf. Nach reiflicher Überlegung unsererseits kommen wir zu dem Entschluss, das bestehende Kabinett aufzulösen, die alte Technik in das Lehrerzimmer zu stellen und so schon erste Vorbereitungen für die notwendige Sanierung zu treffen.

 

01.06.2016, Heimarbeit

Holger geht seiner neuen Lieblingsbeschäftigung nach - Festplatten klonen. Da kann er sich richtig ausleben heute. Nebenbei prüfen wir die Festplatten aus den Servern und dem defekten Rechner der Sekretätin aus Usangi. Letzterer hatte Probleme beim Starten von Programmen, was auch nicht verwundert, wenn man weiß, das auf der Platte knapp tausend Viren ihr Unwesen trieben. Bei diesem massiven Befall ist eine verlustfreie Wiederherstellung nahezu utopisch. Die Sekretärin wird sich also morgen statt mit ihrem gewohnten Windows XP mit einem neuen Linux-System anfreunden müssen. Selbst auf den Serverplatten der Linuxsysteme aus den Schulen lassen sich einzelne Dateien mit Viren finden. Gut, sie richten dort keinen Schaden an, es zeigt aber, dass die Entscheidung zu Linux zu wechseln, in jedem Fall richtig war. Ich habe heute Schreibdienst, der erste Entwurf für unseren Abschlussbericht muss gefertigt werden. Am Montag wollen wir den dann der Diözese vorstellen. Die Situation für die Schulen hat sich enorm verschärft, nicht zuletzt, weil der neue Präsident Magafuli sein Wahlversprechen tatsächlich umsetzt und die Schulgebühren für die staatlichen Secondary Schools abgeschafft hat. Nun müssen „unsere“ Schulen gute Argumente finden, warum sie deutlich teurer sind. Das kann nur heißen Qualität und Spezialisierung. Wir können natürlich nur Hinweise und Empfehlungen geben, die Bereitschaft zur Umsetzung muss aber aus den Schulen bzw. der Diözese kommen. Die Stiftung hat mit den Bibliotheken und Computerkabinetten gute Rahmenbedingungen geschaffen, die es nun auszunutzen gilt. Schulpartnerschaften unterstützen den internationalen Charakter unserer Schulen zusätzlich.

 

02.06.2016, Getrennte Wege für ein Ziel

Der Tag beginnt früh. Schwerpunkte heute sind das Serverupdate in Shighatini und die Installation des neuen Arbeitsplatzes der Sekretärin in Usangi. Darum kümmern sich heute Ali und Holger. Mit Sabine bespreche ich die Renovierung des Kabinetts in Usangi und mache die Abrechnung für Shighatini. Zwischendurch rufe ich die Jungs an und teile ihnen die Ergänzungen zum Fahrplan mit, in Mruma nach dem Rechten zu schauen. Dann packe ich im Container das Kabinett für Manka zusammen. Nach Holgers und Alis Rückkehr am späten Nachmittag informieren mich über die Fortschritte in den Nord-Pare-Bergen. Dann lassen sie die Bombe platzen: Sie haben dank einiger Nachbarskinder in Mruma einen Fensterflügel öffnen und sich den Server angeln können. Was insofern einfach war, da der Server nur noch aus einer leichten Blechhülle bestand. Die Inhalte, wie Festplatte, Speicher usw. fehlen komplett und wurden wahrscheinlich verscherbelt. Damit ist ja klar, warum wir nicht ins Kabinett gelangen sollten. Unter solchen Bedingungen über eine Partnerschaft zu reden ist sehr schwierig. Etwas später kommen Sabine und Sarah, wir gehen gemeinsam Abendessen und diskutieren noch eine Weile.

 

03.06.2016, Ein neues Kabinett für Manka

Der bestellte Pickup aus Manka steht entgegen unserer Erwartungen tatsächlich pünktlich um 9 Uhr vor dem Container. Nur fehlen leider meine beiden Jungs zum Einladen, die erst kurz vor Ende des akademischen Viertels eintreffen. Wir beladen den Pickup, es wird knapp mit den Sitzplätzen hinten für Ali und mich. Nach fast zwei Stunden holpriger Piste kommen wir endlich in Manka an. Beim Ausladen helfen einige Schüler. Während Holger sich gleich um den Server kümmert, tauschen Ali und ich die übrige Technik. Etwas später stößt Humphrey zu uns, er organisiert etwas Tee und Ciabatti. Fast alle Rechner kommen sofort ohne Probleme hoch, selbst die eingebaute Netzwerkkarte funktioniert mit dem Server. Wir haben allerdings ein Problem mit der Anmeldemaske, die wird auf den neuen LCD-Schirmen nicht dargestellt. So kann aber die Anmeldung für die Studenten am System nicht erfolgen. Also müssen wir vorerst die alten CRT-Monitore weiter nutzen. Die neuen LCDs lassen wir oben bei Humphrey bis zur Lösung des Problems. Das macht auch die Rückfahrt etwas entspannter ohne die Monitore. Humphrey lädt uns noch zum Essen ein, danach besorgen wir die Aufstellung der Schulgebühren. Es gibt offensichtlich deutliche Unterschiede zwischen den Secondary Schools. Endlich sind wir abfahrbereit und es geht wieder zurück nach Same.

 

04.06.2016, Große Rundreise durch die Süd-Pare-Berge

Eigentlich ist ja Samstag, aber wir wollen unsere Arbeiten in den Bergen alle ordentlich zu Ende bringen. Also haben wir uns heute für letzte Arbeiten in Dindimo verabredet und wollen auch in Mtii vorbeischauen. Da wir dort gar nicht wissen, was uns erwartet, nehmen wir erstmal die Daten auf. Dann können wir später entscheiden, wie es weitergeht. Entgegen zahlreicher defekter PKWs auf der Strecke erreichen wir Dindimo ohne Probleme. Nach einer kurzen Wartezeit kommen wir auch ins Kabinett. Holger macht das Serverupdate, Ali repariert einen der Clientrechner. Dann fahren wir weiter nach Mtii. Hier wurde von den Güstrowern im Rahmen eines Waisenprojektes ein Gebäude errichtet. Die vier Computer, die wir dort antreffen, sind amerikanischer Bauart. Bei einem fehlt das Netzteil, ein anderer scheint mit der Festplatte Probleme zu haben. Das können wir nicht lösen und kümmern uns um die anderen beiden. Diese laufen an, haben ein Windows XP drauf. Da gibt es wenig zu machen. Auf dem Rückweg kurven wir weiter durch die kleinen Dörfer, erreichen den Shengena Regenwald und sind erstmal sprachlos über die riesigen Bäume, mit Lianen und anderem Geflecht behangen. Als wir zu einer kleinen Brücke kommen, machen wir Halt und stürmen los in die Natur zur Fotosession. Der Fluss mit dem wildtosenden Wasser, das dunkle, schummerige Licht unter den großen Bäumen erzeugen ein einmaliges Panorama. Wir knipsen uns die Finger wund. Ein paar wenige Kilometer weiter kommen wir zum nächsten Highlight, den Thornton Fällen. Diese Wasserfälle zählen zu den höchsten Afrikas. Sie liegen eingebettet in satt grüne Berge, unten im Tal kann man den Lake Kalimawe und die Reisfelder davor sehen.

 

05.06.2016, Sonntag – Ein fast freier Tag

Eigentlich sollte heute Wandertag sein. Ich habe mich allerdings entschieden, nicht an der Wanderung teilzunehmen, denn der Abschlussbericht muss noch gefertigt werden. Zwar steht schon ein solides Grundgerüst, aber die Schulgebühren müssen noch eingearbeitet und einige Kommentare und Schlussfolgerungen umgeschrieben werden. Die Materie ist nicht ganz einfach, zumal auch noch ein Vergleich der Schulgebühren gemacht werden muss. Dafür muss ich mir doch einige Bezeichnungen übersetzen lassen. Es dauert alles seine Zeit, aber ich bekomme das Ganze rund hin. Der Bericht für die Diözese spiegelt natürlich unsere eigene Sichtweise wieder und gibt lediglich Empfehlungen. Er zeigt aber auch, dass wir hinsichtlich der Situation der Schulen ganz gut im Bilde sind und man uns schlecht was vormachen kann. Es wird durch uns auch darauf hingewiesen, dass die Stiftung bereits seit Jahren für eine kontinuierliche Verbesserung der Lerninfrastruktur sorgt. Die Computerkabinette und Bibliotheken sind eigentlich ein toller Wettbewerbsvorteil, wenn man ihn denn nutzen kann und will. Leider müssen wir aufgrund der letzten Ereignisse in Mruma den Support dort bis auf weiteres einstellen.

 

06.06.2016, In die Massaiebene

Heute sind unsere letzten Aufgaben fällig. Am Vormittag wollen wir zur Emuguri Primary School fahren, am Nachmittag haben wir einen Termin mit dem Director of Christian Education zur Auswertung unserer Arbeitsergebnisse. Der Tag ist also schon ziemlich ausgeplant. Für die Grundschule besorgen wir noch einen Sack Mais als Gastgeschenk und machen uns dann auf den Weg. Durch die gerade vergangene Regenzeit ist die Steppe kaum wiederzuerkennen, überall sprießt das Grün, es haben sich kleine und große Kanäle gebildet. So grau und öde wie im letzten Jahr ist es hier nicht mehr. Das Schulgelände sieht trostlos und verlassen aus, auch hier sind Ferien. Wir fragen uns durch bis zum Stammesoberhaupt, um den mitgebrachten Mais und den Fußball für die Schule bei ihm abzugeben. Danach lädt uns Moses Mbuyu, so der Name des Oberhauptes, zu seiner Hütte ein. Nach den Formalitäten geht es zurück nach Same. Im Office stehen wir dann wieder vor verschlossenen Türen. Sowohl der Generalsekretär als auch der Director of Christian Education sind nicht in ihren Büros. Insbesondere beim letzteren ist das ärgerlich, weil wir uns für heute Nachmittag verabredet haben, den Abschlussbericht zu besprechen. Das Signal ist eindeutig, es zeigt, wie sehr man in der Diözese unsere Arbeit zu schätzen weiß. Abschließend räumen wir noch das Haus auf und erledigen Besorgungen für unsere Heimreise.

 

26.08.2016, Die Reise geht weiter

Beim zweiten Aufenthalt in Tansania müssen zwei Computerkabinette neu eingerichtet werden. Weiter sind Gespräche mit der neuen Mwanga-Diözese notwendig5. Wir haben eine neue Anreiseroute im Angebot, mit Ethiopian Airlines von Frankfurt nach Addis Abeba und nach vier Stunden Aufenthalt dort dann weiter zum KIA. Nach den hektischen Umstiegen von Hamburg kommend in Frankfurt und dem Aufenthalt im Flughafen Addis Adeba, der eher einer Großbaustelle glich, waren wir froh, endlich am KIA aussteigen zu dürfen. Die Einreiseformalitäten waren Routine und auch all das Gepäck hatte es überraschenderweise geschafft. Unter der drückenden Sonne Afrikas mussten wir noch knapp eine Stunde auf unseren Fahrer warten. Dann weiter nach Moshi, Geld tauschen und ein paar Besorgungen im Supermarkt erledigen. Nach einigen Stunden Fahrt machten wir routiniert Zwischenstopp im Container auf dem Office-Gelände und bezogen anschließend unser Haus einige Minuten entfernt.

 

27.08.2016, Samstag – Sabines Geburtstagsfeier

Ali geht nach dem spärlichen Frühstück für erste Besorgungen in die Stadt, ich kümmere mich um die Gesprächsvorbereitungen für die nächsten Tage. Die Zeit bis zum Beginn der Geburtstagsfeier geht schnell vorbei, sie soll offiziell um 16 Uhr beginnen. Wir sind natürlich pünktlich da und zu unserer Überraschung auch die meisten anderen afrikanischen Gäste. Leider kann man das nicht vom Geburtstagskind Sabine selbst sagen, denn sie muss noch mit dem DJ telefonieren, der mitsamt der Musikanlage noch fehlt. Aber schon nach einer Stunde geht es dann wirklich los, mit etwa 50 Gästen im Atrium des Amani Hostel. Es folgen viele einzelne Statements und Gratulationen, zwischendrin wird getanzt. Weitere Geschenke werden überreicht, darunter eine Ziege, die sich mit dem ganzen Trubel kaum anfreunden kann und draußen sicher angebunden werden muss. Nach dem Essen folgt die Vorstellung von einer professionellen Tanztruppe (zum Teil Alis frühere Schüler aus dem Tanzprojekt vor wenigen Jahren), die zumindest das jüngere Publikum sehr begeisterte. Später am Abend hat sich Sabine von Ali eine Solotanzeinlage gewünscht, die nun an der Reihe ist. Ali rockt den Laden. Gegen 21 Uhr sind wir dann durch und bringen die Ziege durch die stockdunkle Nacht zu Sabines Haus. Das muss ein schöner Anblick gewesen sein: zwei Wazungus zerren eine verängstigte und störrische Ziege nachts durch Same.

 

28.08.2016, Sonntag – Planspiele

Es geht ruhig los. Ali ist schon morgens in die Stadt gegangen, ich habe das Housekeeping übernommen. Es bleibt uns etwas Zeit, um den Container genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Temperaturen sind auf einem erträglichen Level, so dass wir nicht befürchten müssen, in einer Blechsauna zu schuften. Wir verschaffen uns einen Überblick und ergänzen unser Haus mit Testtechnik und weiteren Kleinigkeiten. Bis zum Abend basteln wir an der Montage eines zusätzlichen Schließriegels an der Haustür und sind einigermaßen erfolgreich. Dann geht es abends zu Sabine, bei der ein leckeres Abendbrot wartet. Wir besprechen auch gleich die aktuelle Situation vor Ort und unsere vorläufigen Planung.

 

29.08.2016, Montag - Ziegenbesichtigung

Sabine hat uns angeboten, mit nach Dindimo und Mtii zu kommen. Das Office war deshalb auch hocherfreut, weil keine Kosten für Kraftstoff, Fahrzeug und Fahrer anfallen. Das Office ist diese Woche führungslos, da der Bischof und der Generalsekretär zu einem Strategieworkshop in Tabora sind. Das ist für unsere Gespräche nicht gerade hilfreich, aber uns bleibt ja noch Frank Kilango, der Director of Christian Education. Der Weg nach Dindimo war lang und sehr hart. Ali und ich besichtigen die Schule und das angrenzende Teachers College und haben den Stand der Sanierungsarbeiten im zukünftigen Computerraum begutachtet. Der Maler war gerade dabei, die Decke zu verspachteln. Das sollte dann bis Donnerstag auch fertig sein. Es geht weiter nach Mtii, jetzt zu Fuß, eine willkommene Abwechslung nach der Autofahrt. In Mtii installieren wir beim Waisenprojekt der Güstrower einen Rechner aus unseren Beständen. Danach sind wir noch zum Essen und der sich unausweichlich anschließenden Ziegenbesichtigung eingeladen. Es ist schon spät, als wir wieder los kommen.

 

30.08.2016, Dienstag – Auf nach Usangi

Im Gegensatz zu gestern ist die Straße kein Vergleich, bis hinter Shighatini ist alles schon gut befahrbar, danach hat schon ein Straßenhobel die Lehmpiste bis zur Schule geglättet. In Usangi begrüßen uns Deogratious und Samuel, der Headmaster. Das Computerkabinett wird aufgeschlossen und wir sind zunächst überrascht, wie gut so ein Raum nach der Renovierung aussehen kann. Auf den zweiten Blick folgt die Ernüchterung, denn außer dem Sicherungskasten hat der Elektriker nichts gemacht. Es sind immer noch zwei Steckdosen kaputt und das AVS fristet weiterhin sein spärliches Dasein und schützt nur eine Hälfte der Computer. Ein Anruf bei Sabine klärt mich insofern auf, dass hier ein lokaler Fundi (Handwerker) tätig war. Dann diskutieren wir noch kurz mit dem Headmaster den aktuellen Stand für den Besuch der Schuldelegation in Deutschland. Ein Elektriker ist heute nicht mehr aufzutreiben. Wir suchen trotzdem alles Notwendige für das Kabinett zusammen und schließen die Rechner an. Irgendwie fehlen uns noch eine Tastatur/Maus/Netzteil sowie Elektroverteiler. Deshalb muss Ali nochmal mit Lameck los um alles zu besorgen. Inzwischen sortiere ich die Kabel und teste die ersten Clients. Jedoch ist da ein Wurm im System: Die PCs starten und starten und erst nach einer halben Stunde erscheint der Anmeldschirm… Das Problem kriegen wir kurzfristig nicht gelöst und so müssen wir uns bis morgen verabschieden und fahren wieder zurück. In Mwanga machen wir einen Zwischenstopp zum Antrittsbesuch beim Mzadisi, dem stellvertretenden Bischof der neuen Mwanga-Diözese, vormals stellvertretender Bischof der Pare-Diözese. Wir sprechen über die Situation der Schulen und die Möglichkeiten der Unterstützung durch die Stiftung. Insgesamt ein sehr offenes Gespräch, aber diese Ansätze gab es ja auch nach der letzten Bischofswahl in der Parediözese. Wir werden sehen.

 

31.08.2016, Mittwoch – Usangi nochmal

Der Tag beginnt wieder um acht Uhr. Das Einpacken der Technik geht relativ schnell, dann wieder auf die Straße nach Norden. Unspektakuläre Ankunft wenige Stunden später, schnell ist das Kabinett aufgeschlossen und wir können mit der zweiten Runde beginnen. Außerdem soll ja auch der Fundi für die Elektrik kommen. Wir bauen den Ersatzserver auf und starten erwartungsvoll die Clients. Der Zeitgewinn ist marginal. Da wir heute zum letzten Mal hier sind, entscheiden wir uns für eine lokale Linux Mint Installation auf jedem Gerät. Vom USB-Stick lässt es sich rasch überall installieren und wir kommen in einer annehmbaren Zeit durch. Wir verabschieden uns und ich spreche noch kurz mit Deogratious. Es geht um die Kommunikation – Partnerschaft lebt davon, insbesondere bei diesen Entfernungen. Und als Mitvorsitzender des Partnerschaftskomitees ist er auch dafür mitverantwortlich. Sollte es Probleme geben, soll er mich informieren, wir kümmern uns dann… In Shighatini kommt mir gleich Ramah, unser alter Computerlehrer, entgegen. Die Schule sieht verlassen aus, aber bei weniger als 60 Schülern kann man auch nicht viel Leben erwarten. Die Fragen nach dem Computerkabinett beantwortet er zögerlich und ausweichend. Wir erfahren, dass kürzlich ein Mitarbeiter von TANESCO, dem staatlichen Energieversorger, da war und Teile der Elektroleitung gekappt hat. Die Schule hat wohl die Rechnungen nicht bezahlt und sich dennoch illegal Strom "besorgt". Der Kuhstall für das Biogas-Projekt ist fast fertig und sieht schon sehr gut aus. Noch besser gefällt mir allerdings die Renovierung des Wasch- und Toilettenbereichs für die Schülerinnen, die mit Stiftungsmitteln unterstütz wurde. Durch die Verwendung von halbtransparenten Dachplatten wirken die Räume deutlich heller.

 

01.09.2016, Donnerstag – Improvisation für Dindimo

Gleich morgens erfolgten noch Absprachen mit Sabine und Frank Kilango, dem Director of Christian Education. Im Verlaufe des Gesprächs geht es um die Planungen mit dem Dindimo Teacher College, die Notwendigkeiten und Voraussetzungen zum Betrieb. Ein Computerkabinett gehört zu denselben. Dies wird auch von der staatlichen Zulassungsbehörde geprüft. Da das College seinen Betrieb bereits am 15. Oktober aufnehmen soll, ist die geplante Installation unsererseits extrem willkommen. So ein komplettes Kabinett stampfen wir aber auch nicht innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden, zumal wir gar nicht die dafür notwendige Technik beim Containerversand seinerzeit eingeplant hatten und auch keinerlei Anforderungen seitens des Office dafür spezifiziert worden waren. Dafür muss eine Lösung her! Wir entschließen uns, das Computerkabinett der Dindimo Secondary School abzubauen und in das College zu verlegen. Die Schule soll laut Diözese auslaufen, das Kabinett wird unserer Erfahrung nach kaum genutzt. Immerhin bedankt sich Frank noch für die Schulbetreuung und entschuldigt sich für die letzten Erlebnisse an den Schulen. Er spricht es zwar nicht aus, meint aber damit aber sicher die Vorkommnisse in Mruma. Dann können wir endlich los. In Dindimo erreichen wir das Teacher College. Lameck versucht inzwischen den Schlüssel zu organisieren. Im zukünftigen Computerraum ist nichts vorbereitet, keine Möbel, nichts. Zwischendurch kann ich mit Patrick Mgofi sprechen, dem Headmaster der angrenzenden Secondary School. Der fällt aus allen Wolken, als ich ihm eröffne, dass seine Schule perspektivisch geschlossen werden soll und wir daher das Kabinett abziehen. Was? Wie? Er ist gerade dabei, seine Schülerzahlen wieder zu konsolidieren, hat einen Teilzeit-Computerlehrer eingestellt und nutzt zweimal wöchentlich das Kabinett. Das ist natürlich blöd – wir diskutieren eine Weile. Dann mache ich den Vorschlag, dass die Secondary School das Kabinett im College mitnutzen kann. Nach einiger Diskussion stimmt er schließlich wenig optimistisch zu. Wenn wider Erwarten seine Schule doch nicht geschlossen wird, sage ich ihm ein neues Kabinett zu. Inzwischen ist die Tür zum Raum im College geöffnet. Während Ali schon mit Lameck und einem anderen Helfer dort die Tische zusammenstellt und eine notwendige Grundreinigung vornimmt, nehme ich mir die alte Installation in der Secondary School vor und bereite die Rechner und Monitore für den Transport 50 m weiter nach oben vor. Was uns ein wenig die Arbeit verleidet, ist das Ausbleiben des Stroms. Unsere Technik können wir also nicht prüfen. In der Hoffnung, dass alles nach dem Aufbau wieder funktioniert, müssen wir Dindimo wieder verlassen.

 

02.09.2016, Freitag - Rauchende Computer

Unser letzter Arbeitstag hier. Da wir die Pflichtprograme in Usangi und Dindimo bereits erledigt haben, Gespräche in den Verwaltungen hatten, können wir uns heute der Chalao Secondary School in Chome widmen, in der wir seinerzeit für den Tansaniakreis in Waren/Müritz eines unserer Kabinette installiert hatten. Leider hatten wir bei den letzten Besuchen keine Zeit mehr, uns um Chome zu kümmern – heute soll es nun endlich klappen. In Chome angekommen gelingt es uns nach einiger Zeit die Schlüssel für das Computerkabinett zu bekommen. Der Zustand ist eher ernüchternd. Alle Rechner sind abgeklemmt, an der Seite liegt ein Knäul aus den verschiedensten Kabeln, den Mäusen und Elektroverteilern. Hier ist seit Jahren nichts angefasst worden. Der Server steht aber noch unbeschädigt da, also versuchen wir unser Glück. Nach mehreren Anläufen kommt Leben in das Blech und der Server ist arbeitsbereit. Dann können wir auch gleich die Clients prüfen. Gleich beim ersten Versuch löst sich einer der Rechner nach einem kleinen Knall in Rauch auf... So war das eigentlich nicht gedacht! Das Netzteil können wir vergessen. Hoffentlich geht das nicht so weiter. Aber wir haben Glück und uns bleiben weitere Rauchmeldungen erspart. Ein Großteil der Rechner funktioniert, wenn auf dem Server auch noch das alte Linuxsystem installiert ist. Wir arbeiten uns Stück für Stück durch die Technik. Zwischendurch besucht uns der Headmaster und wir sprechen kurz über den Zustand des Raumes. Die Elektrik muss dringend gemacht werden, denn mit zwei oder drei Steckdosen kann das Kabinett nicht betrieben werden. Er stimmt zu und verspricht, das Problem in Angriff zu nehmen. Auch einen Computerlehrer will er holen. Wir werden sehen. Wenn die Elektrik in Ordnung ist, könnte man auch durchaus aufstocken, denn zehn Rechner für 500 Schüler werden kaum reichen. Wir verabschieden uns, nachdem wir die Inventurdaten vervollständigt haben. Zurück in Same treffen wir den Principal des Teacher College, Prof. Stanley Mmbaga, zum Gespräch. Wir berichten von dem Umzug des Kabinetts, besprechen die Anforderungen und geben Hinweise zum Linux. Der Professor macht einen toughen Eindruck, mit ihm wird es die Diözese nicht leicht haben. Freitagabend können wir tatsächlich einen Strich ziehen und sagen, dass wir unsere Vorgaben für diese Reise erfüllt haben.

 

» Reisebericht 2016 als PDF herunterladen