02.03.2015

Ein neues Jahr mit alten Herausforderungen

Reisebericht aus Februar 2015
Verfasst von Frank Müller, editiert von Martin Dyrba

Im Februar 2015 reiste das dreiköpfige Projektteam bestehend aus Holger, Ali und Frank für zwei Wochen nach Same und in die Pare-Berge. Hauptaufgaben waren in diesem Jahr das Beräumen des zuvor angelieferten Containers in Same, die Verteilung der noch im Container befindlichen Kleidung, Sportgeräte und Mitbringsel für die Schulen, Kindergärten etc., die Umrüstung des Computerkabinetts in Usangi und zuletzt die Übergabe nicht mehr benötigter Computer und Teile an Andrew Malaki zur Weiterverwertung. An einigen Schulen wurden wieder Inspektions- und kleinere Wartungsarbeiten durchgeführt. Leider zeigt sich ein sehr heterogenes Bild bezüglich der Schülerzahlen an einigen der Schulen, so dass langfristig deren Fortbestehen nicht gesichert scheint. Die beschlossene Spaltung der Pare-Diözese in den Nord- und Südteil wirft weiterhin Fragen auf, wie und in welchem Umfang das Projektteam die Schüler und Schulen vor Ort effektiv unterstützen kann.


Voller Tatendrang ins neue Jahr
Kaum ist der Jahreswechsel vergangen, werden bereits wieder Pläne geschmiedet und Reisevorbereitungen getroffen. Diesmal geht es schon im Februar nach Tansania, nachdem im letzten Jahr für einen zweiten Besuch keine Zeit mehr war. Die Ziele für den zweiwöchigen Aufenthalt sind schnell beschlossen: zuallererst endlich den Container mit der Technik ausräumen und nach Möglichkeit auch gleich einige Computerkabinette tauschen. Die Gegebenheiten vor Ort sind leider wieder ungewiss: Der sehr engagierte Computerlehrer in Manka die Schule inzwischen verlassen, wir wissen nicht, wen oder was wir vor Ort antreffen werden. Wir hoffen auch, dass sich die Situation in Shighatini deutlich verbessert hat, da hier zuletzt das Kabinett in einem erbärmlichen Zustand war, der keine Unterstützung unsererseits mehr zuließ. Zunächst aber müssen wir die Rechner für die Kabinette vorbereiten und sehen, was noch alles für das Ausladen des Containers zu erledigen ist. Einige Kartons und Sachspenden wurden schon ausgeliefert, das meiste jedoch ist noch im Container verblieben. Bei diesem Besuch in Tansania wollen wir auch die mögliche Internetanbindung der Schulen prüfen. Dazu hatten wir das zugehörige Equipment bereits in Deutschland beschafft und im Container mit nach Tansania geschickt. Mit Andrew Malaki, dem ehemaligen Computerlehrer aus Manka, der nun als selbstständiger IT-Händler und Ausbilder tätig ist, haben wir die Übergabe der Altgeräte verabredet. Denn inzwischen hat sich trotz einer ersten Bereinigungsaktion vor ein paar Jahren wieder so einiges an nicht mehr benötigter, aber noch lauffähiger Technik angesammelt, die anderswo zum Einsatz kommen könnte.

 

Zwischenstand des Projekts - Resümee
Jedes so langfristige Projekt wie unseres auch entwickelt sich, mitunter auch in Richtungen, die man zu Beginn nicht einschätzen oder erwarten konnte. Im Jahr 2004 sind wir "angetreten" um etwas für die Schüler zu tun, für ihre Entwicklung, ihre Bildung, ihre Zukunftschancen. An diesem Ziel hat sich nichts geändert. Aber aus den Erfahrungen der letzten Jahre haben sich durchaus die Sichtweisen im Projekt, die Wege zu diesen Zielen, verändert. Der Ansatz des Projekts war und ist, dass wir nicht aus der zweifelhaften Höhe des europäischen Denkens und Wissens den Schulbetrieb in Tansania verändern wollen. Wir wollen nicht unsere Ideen und Auffassungen vom Schulbetrieb nach Tansania transportieren und den Schulleitern und Lehrern dort vorschreiben, wie sie Schule zu machen haben. Natürlich gibt es Bekanntes und Gemeinsamkeiten, aber es gibt auch viele Unterschiede. Eckarts richtiger Ansatz war, dass die Schulleiter am besten wissen, was für ihre Schulen benötigt wird. Das wurde gemeinsam besprochen und führte dazu, dass die Schulen im Lauf der Jahre mit den Computerkabinetten ausgestattet wurden. In einem zweiten Schritt wurden wir dann gebeten, die Ausstattung der Schulen mit Büchern zu unterstützen. So haben wir in den letzten Jahren an den Schulen die Bibliotheken aufgebaut. Die nächste Aufgabe wird die Anbindung an das Internet sein. Daneben haben wir die überaus positiven Effekte von Schulpartnerschaften festgestellt, die wir unmittelbar durch die Begleitung der Partnerschaft von Wittenburg und Usangi erleben dürfen.

In Manka traf Frank vor zwei Jahren eine Lehrerin, die fragte, ob er sich noch an sie erinnere? Im Jahr 2005 war Frank mit Raik das erste Mal in Tansania. Sie verbrachten dort sechs Wochen, unter anderem um zusammen mit den Lehrern und Schülern die ersten Schulflyer zu entwerfen, um die Außenwerbung der Schulen und damit auch die Schülerzahlen zu verbessern. Sie begannen zunächst an der Tafel, bevor am Computer die besprochenen Teile zusammengesetzt wurden. Eines der Mädchen war damals diese Lehrerin. Sie sagte, das habe ihr so viel Spaß gemacht, dass sie sich entschlossen habe, Lehrer zu werden. Diese kleinen Geschichten machen uns Mut und geben uns Kraft, Eckarts nicht immer einfachen Weg weiterzugehen.

Betrachten wir mal nüchtern unseren Effekt des Projekts, müssen wir feststellen, dass sich allein mit den besseren Rahmenbedingungen nicht automatisch bessere Ergebnisse erzielen lassen. Natürlich haben sich in den letzten Jahren die landesweiten Ranking-Positionen "unserer" Schulen verbessert. Nun kann man nicht erwarten, dass innerhalb kürzester Zeit atemberaubende Fortschritte erzielt werden. Dies ist Afrika, ein anderer Kulturkreis. Das Leben funktioniert hier anders, das muss man wissen, berücksichtigen und akzeptieren. Dennoch kann man durchaus einige Parallelen zu Europa ziehen. Etliche Studien zeigen, dass der größte Effekt für die Bildung nicht an bestimmten Strukturen oder Systemen hängt, sondern in der Hauptsache am Lehrer. Die Erfahrung können auch wir in unserem Projekt nachvollziehen und teilen. Nur weil jetzt Computerkabinette und Bibliotheken zur Verfügung stehen, heißt das nicht, dass die Lehrer mit dieser Ressource auch sinnvoll und effektiv arbeiten können. Dieser Tatsache versuchen schon länger mit den Teacher Trainings Rechnung zu tragen. Ähnlich ist es mit den Büchern. Wenn wir also das Optimum erreichen wollen, müssen wir uns verstärkt um die Lehrer kümmern und um die Schulleiter, denn die sollen die Lehrer anleiten, einsetzen, unterstützen und entwickeln. Zusammen mit anderen Partnern, wie Viafrica (http://www.viafrica.org/en/viafrica-tanzania) wollen wir an der Lösung dieses Problems arbeiten. Dieser Weg am effektivsten, um den Schülern einen Weg in ihre Zukunft aufzuzeigen, sie mit dem nötigen Rüstzeug auszustatten, damit sie ihre Pläne und Träume auch umsetzen können. Glücklicherweise stellen wir bei unseren Besuchen immer wieder fest, dass die Studenten lernen wollen. Ihre Motivation ist ungleich größer, verspricht doch ein erfolgreicher Schulabschluss gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.


Vorbereitungen anderer Art
Es hatte sich ja schon über die letzten Monate angedeutet: Was beim letzten Besuch der Wittenburger im Mai letzten Jahres nur vage angedeutet wurde, ist nun Konkreterem gewichen. Die Wittenburger wollen eine Delegation aus Usangi nach Deutschland einladen. So nachvollziehbar diese Idee auch ist, die weit mehr als eine Geste betrachtet werden muss, kommen damit auf alle Beteiligten, somit auch auf uns vom Projektteam, spannende Zeiten zu. Letzte Woche haben wir uns erstmals konkret zu den Plänen unterhalten, versucht die Dimensionen auszuloten und die Möglichkeiten und Risiken zu betrachten. Diese Idee, die ja auch auf dem letzten Meeting in Usangi zu Sprache kam, ist also keine einsame Entscheidung der Wittenburger, sondern auch an der Schule in Usangi besteht ein hohes Interesse an einem Gegenbesuch. Die gemeinsame Organisation dieser Reise wird ein wirklicher Prüfstein für die Partnerschaft sein, denn nur zusammen wird es gelingen. Wir werden beiden Seiten mit Rat und Tat zur Seite stehen, Gespräche führen und helfen, wo wir können. Neben den terminlichen und logistischen Herausforderungen muss auch die Finanzierung auf sicheren Beinen stehen. Hier gilt es insbesondere die Möglichkeiten beider Partner offen einzuschätzen, damit es für alle ein Erfolg wird. Zunächst gilt es aber den Rahmen abzustecken, die Termine und die weiteren Vorstellungen der beiden Partner in Übereinstimmung zu bringen. Wir freuen uns dabei zu sein, wenn sich beide Schulen so einer großen Herausforderung stellen.


02.02.15 - Start des Teams nach Tansania
Holger und ich sind am Abend vor der Abreise bereits nach Hamburg gefahren und übernachten bei seinem Sohn. Das erspart uns das frühe Aufstehen und den bangen Ritt über die Autobahn. Jetzt müssen wir nur mit dem Nahverkehr zum Flughafen und können uns über drei Stunden mehr Schlaf freuen. Ein entspannter Start in den Tag. Die erste S-Bahn ist überraschend warm und voll. Das Einchecken ist schnell erledigt, am Gate treffen wir später auf Ali, das Team ist komplett. Auch wenn wir uns in Amsterdam nochmal trennen müssen, weil er über Nairobi fliegt, ist es gut zu wissen, dass nun alle an Bord sind. Vorsichtshalber habe ich Claus in Usa-River geschrieben und um eine zweite Abholung gebeten. Lassen wir uns überraschen, ob alles klappt.

Der Flug nach Amsterdam ist schnell vorbei, auch die Passkontrolle bestehen wir erfolgreich. Wir füllen im Duty-Free unsere Reserven auf. Während sich in Amsterdam der Himmel langsam zuzieht, machen wir es uns in der Maschine bequem. Der achtstündige Flug verläuft normal und unspektakulär. Die Landung klappt problemlos, die Tür hinten wird geöffnet und wir stürmen die hintere Treppe hinunter, umweht von einer warmen, aber heftigen Brise. Wir sind das erste Mal zu dieser Jahreszeit hier – mit soviel Wärme hatten wir allerdings nicht gerechnet. Wir sind erwartungsgemäß relativ weit vorne an der Passkontrolle und nach zwei weiteren Schaltern zum Fingerabdruck Nehmen, Fotografieren und den weiteren Einreiseformalitäten stehen wir überraschend früh am Gepäckband und warten auf unsere Sachen. Es dauert eine ganze Weile, aber dann kommen sie doch noch, die Gepäckstücke. Nur unsere Sachen lassen auf sich warten, aber zu guter Letzt kommen sie doch noch. Vor uns werden einige Touristen zum Zoll gebeten. Wir gehören zum Glück nicht dazu. Wir sind beruhigt und machen uns auf dem Weg nach draußen, wo Natai, unser Fahrer wartet bereits. Jetzt fällt wirklich alle Last von uns ab, wir sind endlich angekommen! Wir fahren durch die heiße afrikanische Nacht, die überraschend anders ist, denn in den Dörfern unterwegs ist es merkwürdig ruhig. Die Kneipen sind leer, es ist nichts los. Ganz im Gegenteil zu früher. Mit Natai fahre ich später nochmal los, um Ali abzuholen. Seine Maschine aus Nairobi landet fast zwei Stunden später. Das klappt alles ganz wunderbar und kurz nach Mitternacht sind wir endlich wieder vereint. Wir nehmen einen Begrüßungsschluck und setzen die obligatorischen Ankunftsmeldungen nach Deutschland ab. Ob morgen alles klappt, werden wir dann sehen.


03.02.15 - Der zweite Tag
Der zweite Tag. Einige Unwägbarkeiten tun sich auf: Zu den üblichen Problemen in der Kommunikation kommen weitere Probleme hinzu. Wir wissen noch nicht, was heute vom Office geplant ist. Auch unsere Unterkunft in Same ist noch nicht sicher. Alternativ könnten wir auch in Usangi übernachten, wenn wir denn überhaupt abgeholt werden. Nach dem Frühstück, das bei Claus in Usa-River üblicherweise sehr üppig ausfällt, kümmert sich Holger kurz um die EDV vor Ort. Überraschend kommt das Auto der Diözese recht früh. Mit unserem Fahrer Lameck fahren wir nach Moshi, unserem ersten Zwischenhalt. Hier gilt es zunächst die notwendigsten Besorgungen zu erledigen: Telefonkarten besorgen, Geld tauschen, und bei Nakumatt Proviant einkaufen, dem großen Supermarkt in Moshi. Danach machen wir uns auf den Weg in die Nord-Pare-Berge. Die Sonne brennt unbarmherzig von oben, der Wind bläst ebenso von Nordwest. Unser Weg führt uns zuerst nach Mruma. Jetzt rückt die erste Schule in den Vordergrund. Wir biegen auf das Schulgelände ein und auch hier herrscht eine seltsame Ruhe. Der diensthabende Lehrer ist da, Zugang zum Computerraum ist leider nicht möglich, aber die nötigen Eckdaten der Schule erhalten wir auch so, Sie sind wenig ermutigend. Aus den hochfliegenden Plänen einer Highschool ist noch nichts geworden: Es gibt noch keine Studenten in der Form V oder Form VI. Wenn man dazu die Schülerzahlen der Form I und der Form II nimmt, sieht es wirklich nicht gut aus. Wir fahren weiter nach Shighatini. Entgegen zu Mruma ist hier viel mehr los, allerdings kommen wir hier auch nicht in das Computerkabinett. Dafür haben wir die wenig ermutigenden Schülerzahlen an der offiziellen Schultafel gesehen. Der Abwärtstrend ist unverkennbar. Weiter nach Usangi, einen kleinen Lichtblick erhaschen, einen Funken Hoffnung. Nach den üblichen Formalitäten an der Pforte rollen wir auf das Gelände. Erika ist da und empfängt uns überschwänglich. Der Computerraum ist offen, Aisha, die Computerlehrerin vom letzten Jahr ist auch da. Ein bekanntes Gefühl stellt sich ein, welcome home. Das Headgirl wird herbeizitiert, wir kennen uns aus den letzten Jahren. Riziki gehört, wie die anderen Mädels ihrer Gruppe auch, zu der Form IV, die dieses Jahr leider die Schule verlassen. Die Arbeit mit ihnen hat viel Spaß gemacht, so dass die bevorstehende Trennung schmerzhaft sein wird. Mit Riziki bespreche ich die weiteren Pläne, dazu gehört auch die symbolische Übergabe des Staffelstabs an die jetzige Form I. Wir freuen uns alle auf die nächsten Tage hier in Usangi, das macht Mut und wieder Hoffnung. Das können wir gebrauchen.

Wir sind gut in der Zeit und beschließen gleich weiter nach Same zu fahren. Während der Fahrt geht die Sonne langsam in einer Staubwolke unter, der Wind bläst unablässig durch das Auto. In der Dämmerung passieren wir eine Unfallstelle, ein kleiner LKW ist umgekippt, die Frontscheibe liegt auf der Straße, jede Menge Leute stehen herum. Im Führerhaus ist aber niemand mehr zu sehen, für uns also ist also nichts Entscheidendes mehr zu bewirken. Den Terminus „unterlassene Hilfeleistung“ kennt man in Tansania nicht, ebenso wenig stehen hier die Leute mit den Handys herum und fotografieren. Bei einem Unfall, der leider sehr häufig hier eintreten kann, wird einem sofort geholfen, ohne Frage.
Da wir nun in der mittlerweile herrschenden Dunkelheit kaum in „unserem“ Haus aufschlagen können, lassen wir uns zum Amani Hostel bringen. Im Volontary House residiert seit einem halben Jahr Merle. Da können wir kaum ohne Vorankündigung nicht in der Dunkelheit aufkreuzen. Insofern ist das Amani Hostel die Edel-Ausweich-Möglichkeit. Trotzdem statten wir Merle und Melf, ihrem Bruder, unserem Aufwartungsbesuch ab und kündigen uns für den nächsten Tag an, eine Verlängerung der Vorwarnzeit. Alles kein Problem wird uns beschieden. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, ehe sich bei uns der Hunger Bahn bricht und wir uns Richtung Busbahnhof verabschieden. Chips Mayay ist das Zauberwort. Bei unserer „Standard“-Mama werden wir mit fatalistischer Höflichkeit begrüßt. Immerhin reicht man mir die Hand, was nicht darüber hinweg täuschen kann, dass wir inzwischen zum normalen Alltagsleben hier gehören. Wir bekommen unsere reichlichen Portionen, währenddessen fegt der Wind durch die Gassen von Same und facht die Grillfeuer an. Nach dem Rückweg lassen wir den Abend gemütlich ausklingen. Es tut unheimlich gut wieder mit den beiden hier zu sein!


4.2.15 - Besuch in den Süd-Parebergen
Nach einer kurzen Nacht in den luxuriösen Zimmern des Amani Hostels beginnt der Morgen recht früh. Wir frühstücken in der inzwischen fertiggestellten  „Großen Halle des Amani“, da kann man sich wirklich recht verloren darin vorkommen. Sie ist ja auch weniger dafür gedacht, drei Gästen eine heimelige Umgebung für das Frühstück zu geben, sondern tendiert überdeutlich zu einem Konferenzzentrum für 250 Leute. Egal, das Frühstück schmeckt. Lameck ist überraschend pünktlich und wir starten bei strahlendem Sonnenschein und immer noch reichlich Wind in Richtung Manka. Der Weg ist durch die letzte Regenzeit nicht besser geworden und das Auto schaukelt sich in Staubwolken gehüllt die Berge hinauf. In Manka treffen wir auf eine Delegation des Office. Nach einer kurzen Begrüßung des Generalsekretärs und des Bischofs, entschwindet die Delegation jedoch wieder in andere Räumlichkeiten. Wir bleiben etwas ratlos und alleine zurück. Wir machen uns schnell wieder vom Acker, die notwendigen Informationen zu den Studenten und Lehrerzahlen konnten wir zum Glück nebenbei einsammeln. Das Kabinett brauchen wir uns nicht ansehen, es wird ohnehin ausgetauscht. Und ehe wir in dieser Situation an die Schlüssel kommen, kann es sowieso sehr lange dauern. Außerdem muss ja auch noch ein neuer Computerlehrer für Manka gefunden werden.   

Weiter schaukeln wir mit dem Auto nach Dindimo. Hier ist leider der Headmaster auch nicht anwesend, aber wir können in das Kabinett schauen. Es läuft und wird auch genutzt, von den Studenten und den Lehrern. Das sind die positiven Nachrichten. Die Studentenzahlen hingegen sind alarmierend, entgegen der großzügigen Schätzung des Second Masters von 50 Studenten haben wir konkrete Zahlen bekommen, bei denen 33 als Summe herauskommt, Davon sind allein 20 in der Form IV, also nächstes Jahr nicht mehr da. Das sind ähnlich dramatische Zahlen wie in Mruma. Sehr nachdenklich reisen wir ab.

Wir müssen den direkten Weg von Dindimo ins Tal nehmen, die normale Strecke ist gesperrt. Unser Fahrer ist wenig begeistert, angesichts des Zustands des Weges können wir das nur allzu gut nachvollziehen. Das Auto tanzt ins Tal, wir tanzen mit. Am Nachmittag sind wir wieder zurück in Same. Ich rufe Merle an und wir treffen uns im Volontärshaus. Wir laden unsere Sachen aus und richten uns, so gut es geht, ein. Danach geht es zum Officegelände. Aus unserem Container benötigen wir einige Sachen. Im Prinzip haben wir bereits ausreichend Kleidung vor Ort und könnten quasi nur mit Handgepäck hierher kommen. Alles andere ist im Container eingelagert und muss nicht mehr zwischen den Kontinenten hin und her geschleppt werden. Ein erster Blick in unseren zweiten Container zeigt uns die Arbeit für die nächsten Tage, dennoch vermisse ich auf den ersten Blick bereits einige Sachen. Wir gehen zurück zum Haus, installieren die Moskitonetze und machen uns danach erneut auf den Weg zum Mittagsessen. Im Parrot bekommen Ali und Holger trotz der Stromsperre Hühnchen mit Reis, ich begnüge mich mit zwei Tangawizi. Merle und Melf sind zur Chorprobe, da es nur einen Schlüssel zum Haus im Moment gibt, müssen wir rechtzeitig zurück sein. Zeitdruck in Afrika, damit kommt Holger, der hier eigentlich entschleunigen möchte, gar nicht klar. Zudem gibt es auch noch Probleme mit dem Telefonprovider Tigo, so dass Holger nicht ins Internet kommt.

Zum Abendbrot bietet Merle an, Folienkartoffeln zu machen. Dazu gibt es einen Salat. Etwas später kommt noch ein Schweizer Paar hinzu, sie arbeitet in einem neuen Projekt bei World Vision, ihr Bruder ist Dokumentarfilmer und begleitet sie eine Zeit hier vor Ort. Es wird eine spannende Abendunterhaltung mit fast verkohlten Kartoffeln und einem leckeren Salat. Erfahrungen und Ansichten werden ausgetauscht, der Themenkreis ist breit. Kurz vor Mitternacht verlassen uns die Schweizer. Für den morgigen Tag stimmen wir uns danach  noch ab, dann verschwinden wir alle langsam in unsere Betten.


05.02.2015 – Containerarbeiten
Heute wollen wir die Reste aus unserem Container zusammensuchen. Die sind, wie wir inzwischen erfahren haben, doch recht verstreut. Auf das Frühstück wird verzichtet, wir sind schon etwas spät in der Zeit, also geht es gleich los Richtung Office. Unsere erste Intention ist zu Chambua zu gehen, dem Generalsekretär oder Verwaltungschef der Diözese. Auf dem Weg dorthin treffen wir Mr. Mndeme, den Schlüsselverwalter. Wir nutzen die Gunst der Stunde und lassen uns einen der Container aufschließen, zu dem wir keinen Schlüssel haben. Vor Chambuas Büro sitzen ohnehin zu viele Leute, also geht es gleich wieder runter zum Container. Zunächst inspizieren wir den ersten Ausweich-Container. Davon hat die Diözese ohnehin reichlich. Hier sollen alle Sachen für die Kindergärten drin sein, allerdings finden wir auch noch allerlei Sachen, die für die Schulen bestimmt sind. Wir sortieren die Sachen einmal kurz durch, obwohl Merle seinerzeit schon eine Liste gemacht hat. Dann geht es zu unserem Technik-Container, hier finden wir die restlichen Kartons und die Fahrräder. Die Herausforderung für heute heißt nun alle Kartons zu inspizieren, die Rechner, Bildschirme und andere Technik zusammen zu sortieren und von den Sachen zu trennen, die für die Kindergärten bestimmt sind. Letztere müssen dann wieder in den ersten Ausweich-Container geschafft werden. Wir sind bis zum Nachmittag beschäftigt, dem ganzen Chaos Herr zu werden. Endlich haben wir es geschafft und alle Rechner und Monitore sind ausgepackt. Die Kabel sind grob sortiert, ebenso wie Tastaturen und Mäuse. Aus dem Verpackungsmaterial sind noch viele Kartons mit Kindersachen, Plüschtieren und Spielzeug entstanden, die wir in den Ausweichcontainer schaffen. Reichlich zu tun für Merle, die zumindest bei der Bekleidung eine Vorsortierung vornehmen muss. Mit ein paar Sachen für das Haus verlassen wir den Ort und bereiten uns auf das Abendessen im Nzoroko-Hotel vor, wir uns mit Sabines Freunden treffen wollen. Merle und Melf kommen nach der Chortanzprobe dazu. Eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit treffen auch Sabine und Hubert mit ihren Freunden ein. Es wird ein entspannter Abend mit einigen Überraschungen, denn natürlich steht die Teilung der Diözese längst fest, alle wissen das, nur wir leider nicht. Ebenso verhält es sich mit der Manka Mountain Universität. Da beide Dinge unsere Arbeit unmittelbar betreffen, bin ich schon etwas überrascht, weil diese Informationen bislang auf offiziellen Wegen nicht verteilt wurden. Das Essen ist dem Preis angemessen, auch wenn es immer wieder beim Service hakt. So kommen Früchte und Eis getrennt, an den zusätzlich bestellten Amarula denkt gleich niemand mehr. Die Abrechnung besteht aus lauter Einzelpositionen, die wir uns selbst zusammenrechnen dürfen. Service geht vielleicht anders, aber wie schnell sind wir wieder bei unseren so liebgewonnenen Maßstäben, die wir aus unserem Kulturkreis kennen. Ali und ich gehen heim, der Rest fährt bei Hubert und Sabine mit. Im Verlaufe des restlichen Abends besprechen wir die nächsten Tage. Mit den heutigen Informationen müssen wir unsere Pläne anpassen und können uns etwas mehr dem Haus widmen.


06.02.2015 – Hausarbeit
Heute früh ist Melf weiter nach Pangani gefahren. Beim Einpacken hat er versehentlich das Ladegerät von Alis iPhone mit eingepackt, das nun 250 km weiter an der Küste herumoxydiert. Wir haben den Tag ruhig angehen lassen, Gespräche im Office standen auf dem Plan, ein paar Sachen aus dem Container ins Haus schaffen und die ersten Tests mit den neuen Rechnern. So gesehen dann doch wieder ein volles Arbeitsprogramm. Das Frühstück fiel noch spärlich aus, aber inzwischen haben wir ja aufgerüstet und konnten zumindest unseren Koffein-Spiegel wieder auf Normalniveau heben. Mr. Chambua war beschäftigt in seinem Büro, so dass wir zunächst wieder zu den Containern gehen konnten. Einige Restarbeiten wurden erledigt und mit Mr. Mmdeme über den plötzlichen Wasserverlust heute früh gesprochen. So geht das nun auch nicht, einfach das Wasser abdrehen. Wir ordnen die Monitore in den beiden Containern und räumen weiter auf, damit der Zugriff auf die Technik möglichst einfach erfolgen kann. Nachdem wir alles fertig haben, suchen wir die Sachen fürs Haus zusammen, einiges ist an Reparaturarbeiten zu erledigen, einiges zu installieren und zusammenzubauen. Holger und ich machen einen zweiten Anlauf bei Mr. Chambua. Diesmal hat er Zeit für uns und wir besprechen die anstehenden Themen. Wir sind insbesondere besorgt über die Folgen der kommenden Teilung der Diözese, ein Ereignis, das ja auch für die Stiftung von großer Bedeutung ist. Die Teilung der Diözese ist bereits beschlossen, jetzt werden gerade die notwendigen Prozesse definiert, Regeln und Programme entworfen. Ich mache dem Generalsekretär unseren engen Handlungsspielraum im Rahmen der Satzung bewusst. Bis wir auf die Schulen zu sprechen kommen, dreht sich das Gespräch zunächst weiter über die Gesundheitspolitik, ein Thema, das uns so gar nicht interessiert. Aber gerade beim Thema Schulen bleiben die Antworten diffus, es werden Möglichkeiten zur Entwicklung der Schulen aufgezeigt, die den möglichen Spielraum der Stiftung weiter einengen. Auch das Thema der Universität in Manka wird angerissen, aber hier hält sich M. Chambua auffällig bedeckt, obwohl die Fakten eine ganz andere Sprache sprechen. Wir erläutern unsere nächsten Pläne, machen nochmal eindringlich auf die Probleme in Shighatini aufmerksam und geben auch hier nochmal den Hinweis mit dem Wasser. Einen ganz wichtigen Aspekt haben wir auch angesprochen: Was ist mit dem Schuldendienst? Da die Pare-Diözese bestehen bleibt und sich von der die noch namenlosen Nord-Parediözese abspaltet, ändert sich an den Vereinbarungen zwischen der Stiftung und der Diözese erst einmal nichts. Das ist die einzige gute Nachricht, die wir aus diesem Gespräch mitnehmen können.

Mittagspause. Holger und ich werden zum gemeinsamen kleinen Pausensnack eingeladen, ich esse schnell die kleinen Fleischstückchen und das weiche Brot auf, damit ich Ali am Container ablösen kann. Zusammen mit Lameck laden wir später unsere Sachen ins Auto und lassen sie zum Haus fahren. Merle ist inzwischen auch dazu gekommen. Mit Lameck fahren wir gleich weiter in die Stadt, um die Flüssigkeitsreserven aufzufüllen. Dann ist nur noch zu klären, wir das Problem mit nur einem Schlüssel fürs Haus lösen. Zwischendurch ruft Sabine an, weil der neue Schredder sich irgendwie festgelaufen hat. Ob Ali vielleicht helfen könnte. Wir gehen also in die Stadt zum Essen. Danach geht Ali zur Schredderreparatur und Holger und ich besorgen Schrauben, Voucher und Gemüse. Wir haben bislang noch nicht einmal eine Avocado gegessen. Auf dem Markt ist nicht mehr viel los, bis wir eintreffen: Zwei Wazungus schaffen dann doch wieder Unruhe! Viele Stände sind schon abgedeckt, aber so viel wollen wir gar nicht kaufen, Avocados, Zwiebeln, Tomaten. Allerdings sind die Preise unverschämt, den ersten Stand verlassen wir gleich wieder. Bei einer anderen Marktfrau versuchen wir erneut unser Glück und die Preise sind um mehr als die Hälfte gefallen, sind aber immer noch doppelt so teuer, wie uns Merle gesagt hat. Egal, für 5 Avocados, 4 Zwiebeln und 8 Tomaten sind 2.500 Tsh (1,25 €) immer noch zu teuer, aber wir sind auch müde und des Feilschens satt. Zurück zum Haus. Unterwegs vergessen wir einen weiteren Grund für unseren Stadtbesuch, wir wollten uns ein VGA-Kabel aus dem Container holen, um den Laboraufbau im Haus zu vervollständigen. Holger muss nochmal los. Inzwischen habe ich am Haus die Solarleuchte installiert, verbunden mit einem Bewegungsmelder macht das Ding richtig Spaß. Die Schranktür wird wieder eingebaut, die ich letztes Jahr als Schreibtisch genutzt hatte, weil kein großer Tisch verfügbar war. In der Küche werden Rollos angebaut, eine Kleiderhakenleiste an die Wand geschraubt und eine klappernde Zimmertür repariert. Unser neuer Akkuschrauber leistet gute Dienste und Merle wundert sich über die Veränderungen im Haus. Dazu kommt die Bereicherung der Küche mit Töpfen und Messern – Tassen haben wir gestern schon mitgebracht.

Autogeräusch. Sabine bringt Ali zurück, der Schredder läuft wieder, aber trotz des hohen Preises muss man natürlich berücksichtigen, dass das Produkt für den mitteleuropäischen Markt gebaut wurde und nicht für Ostafrika. Und nur mit Luftkühlung ist das Ding für den Dauerbetrieb hier nicht geeignet. Sabine bleibt einen kleinen Augenblick und hat endlich die restlichen Schlüssel für das Haus dabei. Das macht uns die Abstimmung leichter. Der Abend naht, Holgers schlechte Laune bezüglich seiner Telefone erreicht wieder einen der Höhepunkte. Inzwischen ist es fast zur täglichen Gewohnheit geworden, Holger nach seiner Internetverbindung zu fragen: Und Holger, hast Du Internet? Aber auch mit den Telefonaten nach Deutschland gibt es massive Schwierigkeiten, was seine Laune natürlich auch nicht verbessert. Nach dem Abendbrot bestücken wir draußen das Müllverbrennungsloch mit Papier, Pappe und Holz und vernichten danach einen großen Sack mit Plastikflaschen. Bevor jetzt der Aufschrei der Umweltaktivisten aus ihrem bequemen Sesseln ertönt, kurz die Fakten. Wasser wird hier grundsätzlich in pfandfreien Plastikflaschen verkauft. Es gibt derzeit keine Rücknahme oder Recycling dieser Flaschen. Alle anderen Getränke kaufen wir grundsätzlich nur in Glasflaschen, die mit Pfand belegt sind. Das Wasser wird aber dennoch benötigt, denn wenn einmal Wasser aus dem Hahn im Haus fließt, muss es dennoch gefiltert und abgekocht werden. Bei den von uns verkonsumierten Mengen über den Tag hat man also kaum eine Alternative. Dafür brennen die Flaschen auch recht gut bei entsprechender Hitze, der Abendsturm hilft beim Anfachen des Feuers. Merle geht früh zu Bett, wir folgen später…


07.02.2015 – Wochenende
Heute geht es um die Technik. In der Nacht blies der Wind wieder sehr intensiv, die Gardinen waren nur am flattern im Zimmer. Holger und ich gehen einkaufen, Ali macht den Haussitter. Wir brauchen gar nicht so viel, aber Voucher, Eier, Brot müssen dennoch eingekauft werden. Wir nehmen noch etwas Reis dazu, Tomatensauce und sind bis auf die Früchte fürs Wochenende ganz gut aufgestellt. Morgen ist Kwassa-Kwassa, der große Markt, da können wir uns noch einiges holen. Orangensaison ist noch nicht, dafür wird der Markt gerade von Mangos überschwemmt. Die kleinen sind sehr saftig, allerdings auch schwer schälbar und insgesamt kann die Ausbeute wenig überzeugen. Man hat zwar leckeren Matsch in der Hand, aber das macht auch nicht glücklich. Im Parrot kaufen wir entspannt ein, der Eigentümer kennt uns seit Jahren. Man kann bei ihm auch ganz gut essen, allerdings sind seine Mädels für die Bedienung der Gäste komplett afrikanisch. Am liebsten wäre es ihnen, wenn keine Gäste kommen würden und sie sich die ganze Zeit vor dem Fernseher setzen könnten. Von dort geht es weiter zum relativ neuen Supermarkt in der Tankstelle, ein sehr kalt klimatisiertes Geschäft mit heißen Preisen. Wir gönnen uns ein Eis am Stiel, bei den hier momentan herrschenden Temperaturen von über 30°C eine sehr willkommene Abkühlung. Das Mittagessen kocht heute Ali: Spaghetti mit Tomatensauce. Mit ein wenig Pili-Pili und einer Limette kann man da schon so einiges anrichten. Es schmeckt sehr gut. Holger widmet sich dem Server und den Tests mit dem Client für Usangi, ich versuche den UMTS-Router zum Laufen zu bringen. Damit wollen wir testen, wie man die Kabinette an den Schulen ins Internet bringen kann. Unsere Tests verlaufen ganz zufriedenstellend, aber technische Lösungen sind das eine, sie müssen auch weiter betreut werden und organisatorisch eingebunden werden. Das ist die weitaus größere Herausforderung. Der Nachmittag verrinnt, Holger hadert immer noch mit seiner Technik, er probiert herum und zieht alle Register. Ansonsten droht ein Werksreset seines Handys. Irgendwie kann er es dann doch vermeiden. Erleichterung macht sich breit. Es geht auf den Abend zu und ich nutze die Gunst der Stunde und gehe das erste Mal fotografieren. Die Sonne geht gleich unter, ich steige auf den Wassertank und werde oben von dem gegen Abend immer stärker aufkommenden Wind in die Arme genommen. Der Ausblick ist phantastisch, die Südpare-Berge stehen sehr plastisch von der tiefstehenden Sonnen angeleuchtet auf der einen Seite, unter mir breitet sich Same aus und im Westen überflutet das letzte Sonnenlicht die Massaisteppe. Ich experimentiere mit ein paar Einstellungen, aber die Zeit wird knapp, die Sonne sinkt verdammt schnell. Bei dem Wind ist es gar nicht so einfach ein paar gute Schnappschüsse hinzubekommen. Vielleicht sind ja ein paar Bilder etwas geworden. Wir machen Abendbrot. Es gibt die restlichen Nudeln, aufgebraten mit ein paar Eiern. Danach folgt ein Spieleabend (Quirkle) mit Rotwein, ich hatte noch eine Reserve in meiner Box. Den Korken mussten wir in die Flasche drücken, denn das eigentlich benötigte Werkzeug ist offensichtlich leider nicht mehr  im Haus vorhanden. Das ist ein Umstand, der nicht nur Holger und mich massiv ärgert. Wir stecken in das Haus immer wieder Ausrüstung (Besteck, Töpfe, Möbel, usw.), müssen aber feststellen, dass im Laufe der Zeit auch viele Sachen wieder verschwinden. Weitere Herausforderungen kommen auf uns zu: Wenn das mit den Volontärinnen hier jetzt so nahtlos weitergeht, fürchte ich für das Projektteam um seine Standard- Unterkunft. Einerseits sind wir nur ein- oder zweimal im Jahr hier vor Ort, eine Volontärin bleibt für ein Jahr. So wird das Haus besser genutzt. Andererseits können wir nicht dauerhaft im Hotel leben, wenn wir mit einer größeren Truppe hier aufschlagen. Das geht auch zu sehr in die Kosten für die Stiftung. Hier müssen wir nach Lösungen suchen und sie auch möglichst schnell finden, denn offensichtlich ist die nächste Volontärin bereits „in den Startlöchern“.


08.02.2015 - Sonntag in Same
Über Nacht hat der Wind wieder ordentlich von sich hören lassen. Dabei ist es trotzdem auch nachts kaum kühler als am Tag. Holger sitzt schon am Rechner, und das um 8 Uhr. Wir bereiten langsam das Frühstück vor, decken den Tisch und kochen Kaffee. Etwas später am Vormittag taucht Merle aus ihrem Zimmer auf, sie hat eine Magenverstimmung und hat daher auf den Chorauftritt heute verzichtet. Etwas Wasser, Knäckebrot und eine Banane sollen Besserung bringen. Sie bleibt einen Augenblick bei uns, dann verschwindet sie wieder in ihr Zimmer. Inzwischen steht die Sonne im Zenit und wir beschließen zum Wochenmarkt zu gehen. Da Merle nicht einkaufen kann heute, werden wir das mit übernehmen. Alle erforderlichen Schutzmaßnahmen werden eingeleitet, Sonnencreme, Hüte, Tücher. Der Kwassa-Kwassa ist voll, staubig, laut und hektisch. Also eigentlich so gar nicht afrikanisch. Wir machen einen ersten Rundgang, bevor wir uns für die einzelnen Stände entscheiden. Allerdings bedeuten drei Wazungus in der Augen der Verkäufer auch viel Geld, weshalb die Preise für uns etwas angehoben werden. Das funktioniert aber nicht mit uns, also kaufen wir nur eine Wassermelone und ein paar Teller für das Haus. Danach begeben wir uns zum örtlichen Markt und kaufen hier alles ein, die Preise sind vergleichsweise angemessen, die Bedienung freundlich. So bekommen wir Bananen, Avocados, Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und sogar Orangen. Nur Eier müssen wir uns noch woanders besorgen, denn Zuhause haben wir keine mehr. Nachdem wir uns nun alles im Zentrum besorgt und ein kaltes Tangawizi zum Flüssigkeitsausgleich gebraucht haben, geht es zurück. Eine kleine Pause am Container, wir benötigen noch etwas Technik, um das Labor weiter auszubauen. Ali nimmt noch eines unserer Fahrräder mit, damit er das schon reparieren kann. Ankunft im Haus, Hunger macht sich breit, insbesondere Holger braucht Energie. Ali macht den Abwasch, ich kümmere mich ums Kochen. Danach geht es mit dem Werkeln an den Systemen weiter, zwischendurch taucht immer mal wieder Merle wie ein Hausgeist auf, holt sich etwas Knäckebrot und Wasser und verschwindet nach kurzer Zeit wieder. Auch meine beiden Mitstreiter müssen dem Mittagsausflug Tribut zollen und fallen in ein lautes Schlafkoma. Wir schließen die Konfigurationen des Servers und der neuen Rechner ab, das neue System läuft noch nicht zur Zufriedenheit, aber selbst mit dem aktuellen System und den neuen Rechnern sind wir schon sehr gut aufgestellt. Wir sind dennoch gespannt auf den morgigen Tag, ob alles so klappt, wie wir uns das vorstellen.


09.02.2015 - Einmal, zweimal Usangi und zurück...
Die Woche geht ja gut los. Wir stehen früh auf, damit wir heute rechtzeitig nach Usangi kommen. Um halb neun sind wir bereits abfahrbereit im Office, leider gehören wir damit zu einer Minderheit. Unser Fahrer scheint verschwunden, obwohl er nur da Auto holen wollte. Die so wertvolle Zeit verstreicht und lässt unsere Laune von Minute zu Minute sinken. Ich gehe los und suche Lameck, der nirgendwo zu finden ist. Holger geht los und verschwindet ebenfalls im Officegebäude. Draußen treffe ich Mr. Chambua, der mich mit an die Hand zum Schatzmeister nimmt. Hier haben sich nun auch Lameck und Holger eingefunden, ersterer will mit der ganzen Sache offensichtlich nichts zu tun haben und bleibt lieber draußen. Im Büro von Daniel findet eine Diskussion statt hinsichtlich unserer Planung. Laut dem vom uns verschickten Plan sollten wir heute in Dindimo sein und nicht in Usangi. So geht das nicht! Zunächst weise ich freundlich darauf hin, dass dieser Plan, den wir vor unsrem Besuch schicken, im Titel den unmissverständlichen Hinweis "vorläufig" enthält. Änderungen sind immer notwendig, weil wir uns den Gegebenheiten anpassen wollen und müssen. Zudem haben wir Lameck bereits am Freitag davon in Kenntnis gesetzt, dass es am Montag nach Usangi geht. Daraufhin geht es gleich mit der Planung für diese Woche weiter, da wir hier aber teilweise von Dritten abhängig sind, kann ich nur wieder das Wort "vorläufig" bemühen. Zumindest kann ich für den Donnerstag den Gebrauch eines Autos ausschließen. Solche Diskussionen sind einfach nur nervtötend. Manchmal bekommt man den Eindruck, dass unser Engagement für die Schulen gar nicht so gerne gesehen wird, im Office jedenfalls. Unsere Schulflyer im Eingangsbereich sind auch wieder verschwunden, ein Schelm, der Arges dabei denkt. Nimmt man dann die bevorstehende Teilung dazu und die Pläne zu den einzelnen Schulen, deren Umsetzung ja auch nicht kommuniziert wird, können wir nicht von einer partnerschaftlichen oder gar vertrauensvollen Zusammenarbeit zu reden. Aber wir wollen ja positiv bleiben...

Endlich haben wir alles im Auto und düsen los. Auf der Höhe des Friedhofs kehren wir wieder um, weil wir die Rechner vergessen haben, die beiden Kartons stehen noch im Container. Also einen zweiten Anlauf... Wir kommen nach dem Tanken und mehreren erfolglosen Versuchen, Chiabattis oder Samouzas zu kaufen in Mwanga an. Mit Andrew, dem ehemaligen Computerlehrer aus Mruma, haben wir hier eine Verabredung. Eigentlich wollen wir uns schon beinahe seit Jahren sehen und gemeinsam was für die Schulen und seine Firma auf die Beine stellen. Er ist, entgegen vielen anderen IT-Profis, die wir hier bislang kennenlernen durften, durchaus für Linux zu begeistern und hat von uns auch schon reichlich Literatur und Software-Systeme bekommen. Unser großes Ziel ist es, ihn soweit zu qualifizieren, dass er den Support für die Nordpare-Schulen übernehmen kann. Wie das für Südpare laufen soll, hängt auch zum Teil von den Plänen der dort zuständigen Diözese ab. Wir werden in seine Räume eingeladen, dem CEO der Firma vorgestellt und haben ein kurzes Meeting mit einer seiner Klassen. Anschließend ist Fotosession. Wir besprechen die Einzelheiten für den heutigen Tag, denn Andrew will das alte Kabinett aus Usangi übernehmen. Ali wird das runterfahren, während Holger und ich das neue Kabinett oben aufbauen.

Wir schrauben uns die Serpentinen hinauf und machen Halt in Shighatini. Hier haben wir endlich die Gelegenheit in das Computerkabinett zu schauen, das im Laufe der Zeit nicht besser geworden ist. Leider! Der neue Headmaster ist sich des Problems bewusst, denn er war bereits schon einmal Second Master hier. Wir legen ihm unsere Sicht der Dinge dar, die Räume gehören zu den Pflichten der Schulen, zu diesen Vorbedingungen für ein Computerkabinett gehören eine eingezogene Decke, Glasfenster gegen den Staub, die Elektroinstallation. Im Moment sehe ich dort nur eine Müllhalde. Es wird Besserung gelobt. Ich beneide die Schule nicht um diese Situation, aber die Verantwortung liegt bei Ihnen und ein gewisser Eigenanteil muss einfach auch von Ihnen kommen. Draußen hebt sich der Blick des Headmasters fast schon sehnsüchtig zum Autodach, wo in den dort sauber verschnürten Pappkartons die neuen Rechner und Monitore für Usangi stecken. Zurecht, denn das Kabinett dort ist in Ordnung. So mag das auch ein wenig der Motivation dienen.
Weiter nach Usangi, unserem eigentlichen Ziel für heute. Natürlich sind wir viel zu spät, aber irgendwie wollen wir es heute doch noch wissen. Eine Mammutaufgabe erwartet uns, das Kabinett muss getauscht werden, die Ideen aus Wittenburg mit der Schulleitung und dem Partnerschaftskomitee durchgesprochen werden, die Geschenke übergeben werden und einiges mehr. Erica betreut uns ein wenig, angesichts Holgers angeschlagener Gesundheit nutzen wir die Chance und bestellen statt Reis und Bohnen lieber Chiabatti und Bananen. Während das Essen zubereitet wird, bauen wir das Kabinett zu dritt auf und verstauen die Alt-Technik im Auto. Parallel setzen wir die neue Technik in Gang. Endlich sind alle Rechner und Monitore im Auto und Ali fährt mit Lameck die Sachen runter nach Mwanga zu Andrew. Währenddessen sitze ich mit dem Headmaster und versuche die ersten Schritte auf einem neuen Weg in der Partnerschaft stellvertretend für die Wittenburger zu gehen. 2016 sollen 6 Schüler und 2 Lehrer nach Deutschland eingeladen werden. Die dafür notwendige Vorbereitung erfordert eine intensive Vorbereitung und Kommunikation. Kommunikation ist das Zauberwort, denn ohne wird das Ganze wohl nicht funktionieren... Die Rahmenbedingen werden abgesteckt, am Donnerstag bekomme ich den Schulkalender, damit zumindest die ersten Eckwerte abgestimmt werden können. Ein paar Briefe sollen auch dabei sein. Nach dem Gespräch mit dem Headmaster bekommen wir das Essen. Es ist wie immer, der Tee ist satt süß, die Chiabatti lecker und die Bananen frittierte Kochbananen. Holger macht im Kabinett weiter, während ich mich nun vor die gesamte Schule stellen darf, um nochmals Grüße aus Wittenburg auszurichten und mich den Fragen der Schülerinnen zu stellen, wenn da denn welche wären. Es wird eine kurze Veranstaltung, aber dennoch bedankt sich die aktuelle Form IV für die bisherigen Aktionen im Rahmen der Zusammenarbeit. Das sind viele Komplimente die Riziki, die unangefochtene Sprecherin, an uns verteilt, an die Schule in Wittenburg, an die Tanzlehrer und zuletzt natürlich auch an die Stiftung.
Zurück zum Computerkabinett. Ich unterstütze Holger noch ein wenig, bevor mich die Schülerinnen der Form IV wieder in Beschlag nehmen und mich ausfragen. Insbesondere Riziki und Haika sind führend dabei. Gerade auch in diesen Gesprächen kann man sehr schnell feststellen, wie weit der positive Einfluss dieser von uns begleiteten Partnerschaft geht. Unschwer kann man erkennen, wie die Begegnungen mit den Schülerinnen aus Deutschland hier ebenso eingeschlagen haben, wie in Deutschland. Was will man mehr? Die Zeit läuft, irgendwie warten sie natürlich auch auf Ali, der nun langsam aus Mwanga wieder zurückkehren müsste. Inzwischen fragt mich der Headmaster, ob er den Campus verlassen kann. An mir soll es nicht liegen, aber schließlich ist er doch Head, aber er zwinkert mir zu und meint nur "Kommunikation"! Er hat meine eindringliche Forderung aus unserem Gespräch schon sehr gut verstanden und nimmt mich trotzdem gerade auf den Arm. Hamna shida! (Kein Problem). Motorengeräusch erklingt, Lameck und Ali kommen endlich zurück und waren erfolgreich. Wir packen sogleich unseren Sachen in das Auto, Holger möchte noch etwas mit der Internetanbindung testen, das nutzen Ali und ich gleich aus, um noch einmal mit den Mädels spazieren zu gehen. Zudem fehlen und noch ein paar Fotos, die wir bei dieser Gelegenheit auch gleich machen wollen. Auf dem Weg holt mich Holger in die Wirklichkeit zurück, der Netzwerkdrucker hat sich wesentlich mehr einverleibt als gut für ihn ist. Da hilft nur massiver Einsatz des Leatherman, nach einer geraumen Weile habe ich die Seiten herausoperiert. Allerdings hilft uns das leider auch nicht mehr weiter, denn durch die vielen Seiten ist die Mechanik offensichtlich so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass ein normaler Betrieb nicht mehr möglich ist.

Bei den Mädchen macht Ali schon ein paar Bilder und lässt sich etwas vorsingen. Dann wird endlich doch noch gemeinsam getanzt, auch wenn die äußeren Bedingungen eher suboptimal sind. Trotzdem gelingt sofort wieder einer dieser magischen Momente und die Tanzschritte sind wieder da. Es sind auch diese Augenblicke aus denen man sehr viel Kraft, Optimismus und Zuversicht ziehen kann und muss!

Inzwischen ist es dunkel geworden, wir rüsten zu Aufbruch. Der Weg zurück nach Same wird vom Wind bestimmt, denn teilweise stecken wir plötzlich in einem massiven Sandsturm. Gegen 21 Uhr sind wir endlich am Haus. Ausladen und ausruhen. Holger ist nahezu am Ende seiner Kräfte und legt sich erstmal auf die Couch. Ich schäle schnell ein paar Kartoffeln und die restlichen Möhren. Angesichts seines immer noch sehr unbefriedigenden Zustands ist massive Schonkost angesagt. Leider kann Holger diesen leckeren Kartoffelstampf nicht zu sich nehmen. Er weicht auf Toastbrot und Pfefferminztee aus. Selbst der Einsatz von Kohletabletten wird nicht mehr ausgeschlossen. Dennoch hoffen wir natürlich das Beste und können morgen hoffentlich etwas entspannter in den Tag schauen.


10.02.2015 - Aufräumen im Container
Nachdem der gestrige Tag doch etwas anstrengender war, lassen wir es heute etwas ruhiger angehen. Holger geht es noch nicht viel besser, Montezumas Rache trifft ihn immer noch recht hart. Nach dem Frühstück, dass wir recht spät einnehmen, geht es rüber zum Container, die letzten Aufräumarbeiten erwarten uns. Holger macht den Haussitter und bleibt "koordinierend zurück". Die Sonne sticht wie immer und die wenigen Wolken versprechen kaum Linderung. Wir öffnen die beiden Büchsen der Pandora und begeben uns das muffige Innere. Allen Besuchern und Arbeitern der Diözese mag das ja wie ein El Dorado vorkommen, aber die sehen sich auch nur Sachen aus dem Container tragen und nicht aufräumen. In beiden Container hat sich mit der Zeit der Schlendrian eingeschlichen, weil wir meist auch nicht ausreichend Zeit hatten, hier für ein geordnetes System zu sorgen. In unserem eigenen Container war es nicht ganz so schlimm, allerdings bekommen wir hier langsam Platzprobleme, denn die ganzen Ersatzteile, Kartuschen, Arbeitsgeräte müssen ja irgendwo bleiben. Da wir uns nun entschlossen haben, unsere Basis etwas zu verkleinern, können wir einen Großteil dieser Sachen abgeben. Wir verfügen im Moment über ausreichend Computer, so dass eine ausgeklügelte Ersatzteilhaltung nicht länger von Nöten ist und uns eher behindert. Mit Andrew aus Mwanga haben wir einen qualifizierten Abnehmer, den wir strategisch als Supporter für die Kabinette aufbauen wollen. Aber dazu müssen die Sachen, die für ihn vorgesehen sind, idealerweise im vorderen Teil des Containers konzentriert werden. Dazu kommen dann die Sachen aus dem anderen Container, so dass wir im Endeffekt alles auf einem Fleck haben. Als Nebeneffekt sortieren wir sogleich unsere neue Technik sauber an der einen Wand. So geht es langsam voran.

Aus den Diskussionen im Büro von Daniel, dem Finanzchefs der Diözese, habe ich gelernt, dass wir für unsere weitere Wochenplanung das Auto bestellen müssen. Also informiere ich ihn, dass wir morgen nach Moshi fahren müssen, denn Thomas von Viafrica (http://www.viafrica.org/de) hat meine Terminanfrage bestätigt. Wir wollen herausfinden, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es gibt, zudem ist auch eine Vernetzung der NGOs (Nichtregierungsorganisationen) durchaus hilfreich, zumal wenn sie im quasi selben Feld spielen. Die Termine für die weiteren Tage sind nun auch klar, Donnerstag ist Sabine-Tag, den haben wir uns freigehalten für sie, Freitag wollen wir zur Emuguri Primary School in die Massai-Steppe und Samstag dann zurück nach Usa-River. Nebenbei muss die Abholung der Technik überwacht werden. Aber das bekommen wir auch noch hin.

Ali fährt mit Lameck die Getränkevorräte auffüllen, Andrew kommt vorbei und sieht sich "seinen Fang" an: Begeisterung pur. Hoffentlich können wir die Übergabe in den nächsten Tagen ohne Komplikationen sauber abwickeln. Am späten Nachmittag schließen wir die Container, alles ist an seinem Platz, es sieht fast zu ordentlich in beiden Containern aus. Deutsche Wertarbeit. Alles ist sortiert und griffbereit, sowohl für die Kabinette als auch für Andrew. Die offenen Container wecken natürlich aus Begehrlichkeiten, die beiden Fahrräder würden wir reißend los, aber auch anderes ist heiß begehrt. So wie das Wasser bei uns im Haus, das heute Morgen wieder ausblieb. Ein entsprechender Hinweis an Mr. Mmdeme genügte allerdings, damit wir dann wieder das kostbare Nass aus der Leitung haben. Bei Holgers Zustand undenkbar, wie es ohne gehen sollte. Dabei ist es natürlich selbstverständlich, dass das Projektteam dennoch sparsam und verantwortlich mit den zur Verfügung stehenden Wasserressourcen umgeht. Wir besprechen mit Merle die Essensplanung. Angesichts der Obstreserven, werden wir wohl einen Salat machen, natürlich nicht für Holger, denn das würde seine bisherigen Bemühungen konterkarrieren. Dafür gibt es ja Hühnerbrühe, Bananen und Kohletabletten. Merle macht den Obstsalat aus Ananas, Mangos, Bananen und Melonen. Ich fabriziere Eckarts Avocado-Bananencreme, leider sind uns die Limetten ausgegangen, sonst wäre sie noch leckerer geworden. Wir essen Abendbrot, der Rekonvaleszent schläft. Später machen wir ihm eine Hühnerbrühe und etwas Toast, garniert mit aufmunternden Worten. Es scheint langsam besser zu werden. Der Abend klingt ruhig aus, obwohl wir nicht unterwegs waren, sind wir trotzdem gut geschafft. Für die hier herumstreunende Lemurengang bringen wir noch die Abfälle aus der Küche zum Müllplatz, dann haben sie morgen wieder was Leckeres zu entdecken.


11.02.2015 - Ein Tag in Moshi
Heute ging es für mich etwas früher los, jemand wollte noch in den Container schauen und die Sachen für Andrew bewerten. Das benötigte meinen frühmorgendlichen Einsatz. Die Sache was schnell beendet und ich traf auf dem Weg zurück den stellvertretenden Bischof Timothy, den ich gleich damit necken konnte, dass ich bereits mein Tagwerk vollbracht hätte, während ja er nun erst zur Arbeit geht. Wir grinsten uns beide an und jeder stapfte danach in seine Richtung weiter. Merle kommt heute auch mit nach Moshi, denn wir haben sie als Dolmetscherin anfordert. Vorher treffen wir uns im Office, das Frühstück fällt bescheiden aus, Holger ist aber dennoch optimistisch bezügliche seiner Gesundheit. Wir werden sehen.
Ein Pastor kommt mit, er muss seine Fahrerlaubnis in Moshi verlängern lassen. Lameck fährt wie immer in der letzen Zeit extrem defensiv und vorsichtig. Das ist bei den hiesigen Verkehrsunfallzahlen sicherlich nicht die schlechteste Idee, aber wenn man sich erwischt, wie man das imaginäre Gaspedal als Beifahrer durch das Bodenblech tritt, stimmt irgendwas nicht. Kurz vor Mwanga kommt der Kilimanjaro in Sicht, völlig frei. Leider kann man ihn nicht so fotografieren, der Dunst in der Luft verhindert klare Aufnahmen. Je näher wir Moshi kommen, desto mehr Wolken bilden sich und bald schon hat sich der Berg hinter einem dichten Vorhang aus Wasserdampf versteckt. Wir erreichen Moshi und machen zunächst Pause im Aroma Coffee House. Hier werden Burger und Kaffeespezialitäten probiert. Holger macht mit und fühlt sich fit. Danach gehen wir eine Querstraße weiter zu Viafrica. Das ist eine holländische Hilfsorganisation, die ähnlich wie wir Schulen mit EDV-Kabinetten ausrüstet, Lehrer weiterbildet usw. Das allerdings in wesentlich größeren Dimensionen. Wir wollen heute herausfinden, was genau man zusammen machen kann, welche Ideen und Pläne man zusammen schmieden kann. Dazu haben wir uns mit Thomas, dem Regionalchef verabredet, dazu kommt Emmy, die das Ganze aus Dar-Es-Salaam heraus leitet für Tansania. Die Organisation arbeitet zum Beispiel aber auch in Kenia und hat auch eine deutsche Dependance, mit der wir auch schon in Kontakt waren.

Das zweistündige Gespräch ist sehr informativ, wie finden viele Gemeinsamkeiten. Grundsätzlich unterscheidet uns nur, dass die Schulen in Tansania ein Paket kaufen können (i.d.R. ein Vertrag über 3 Jahre), das Hardware, Software. Lehrerweiterbildung, Support enthält. Dieses Paket kann natürlich auch gesponsert werden. Es tun sich einige mögliche Kooperationsfelder auf, die wir in den nächsten Wochen nochmal genauer besprechen müssen. Aber der Anfang ist gemacht.

Die Rückfahrt in der Nachmittagshitze ist anstrengend, gegen 17 Uhr sind wir wieder zurück in Same. Unterwegs hat sich Andrew gemeldet und wir haben den Freitag für die Übergabe ausgemacht. Das ist zwar sehr knapp, aber trotzdem noch machbar. Hoffen wir mal, dass alles klappt. Das Abendbrot fällt heute aus, lediglich Holger nimmt die obligatorische Brühe und etwas Brot zu sich. Danach folgen Kohletabletten. Insgesamt sieht er aber im Vergleich zu den letzten Tagen schon wesentlich besser aus. Leider kommt heute auch noch die wöchentliche Malaria-Tablette bei ihm dazu, was die Belastung für den Körper wesentlich erhöht. Der Abend vergeht recht schnell, wir diskutieren bereits unsere Erfahrungen aus dieser Reise und die möglichen Konsequenzen. Das Fahrwasser für uns bzw. die Stiftung wird nicht einfacher werden. Mal sehen, was uns die letzten Tage noch so bringen werden.


12.02.2015 - Heute ist Sabine-Tag
Der Sabine-Tag, den haben wir uns freigehalten, damit wir einiges mit Sabine bereden können. Die Themenvielfalt ist groß. Zunächst treffe ich morgens auf Holger, der wenig optimistisch aussieht. Offensichtlich ist sein Durchfall noch nicht besser geworden und wir müssen uns nun ein paar andere Maßnahmen überlegen. Das Krankenhaus oder die Dispensary kommen nicht in Frage, da man mit 100%iger Wahrscheinlichkeit das Ergebnis voraussagen kann - Antibiotika. Die haben wir selbst. Eine intensive Konsultation bei Dr. Google spart Zeit und Geld und bringt insoweit Klarheit, dass wir uns auf die richtigen Inhaltsstoffe stürzen können. Nachdem wir nun ausreichend Doktorübungen gemacht haben, kommen wir in die Diskussion über die Stiftung, die Diözese, die Folgen aus der Spaltung und die strategische Ausrichtung des Projektteams. Dabei gibt es ausreichend kritikwürdige Angelegenheiten aus unserer Sicht. Wir wollen uns aber auf die Zukunft konzentrieren und dabei kristallisieren sich zunächst folgende Kernfragen heraus: Welche Erwartungen hat die Diözese im Bezug auf die Schulen? Soll heißen: Ist das eher als Geschäftsmodell zu verstehen oder gibt es noch andere Ziele? Wenn ja, welche? Die Schulen können kaum als gewinnbringend im monetären Sinne verstanden werden – das wird nicht funktionieren. Dennoch müssen sie einen Anteil am Schulgeld an die Diözese zahlen. Was dafür an Gegenleistung geliefert wird – wenn wir schon beim Geschäftsmodell bleiben wollen – lässt sich kurz zusammenfassen: Nichts! Dazu kommt die nächste Frage, die sich Eckart schon vor Jahren gestellt hat und die angesichts der ständig wachsenden Konkurrenz weiterer Secondary Schools immer wichtiger wird: Was zeichnet diese Schulen aus? Warum sollten Eltern ihre Kinder auf diese Schulen schicken? Was können sie besser als die anderen, zumeist staatlichen Schulen? Eine Antwort ist man uns bis heute schuldig geblieben… Sicherlich nimmt das Tagesgeschäft den Headmaster mehr als genug in Anspruch, aber die Antwort sollte auch nicht aus den Schulen kommen, sondern aus dem Office der Diözese. Stichwort Gegenleistung, hier müsste die Diözese eine Strategie für alle Schulen entwickeln, die die einzelnen Möglichkeiten der Schulen berücksichtigt und zudem auf zusätzliche "Alleinstellungsmerkmale" im Secondary School Markt abzielt. Neben einer notwendigen Orientierung auf Qualität und einer gewissen Spezialisierung (Landwirtschaft, IT, etc.) sollte das auch in der religionsübergreifenden Wertevermittlung liegen (Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Toleranz, Verantwortungsbewusstsein). Natürlich, und das möge mir Eckart nachsehen, ist das religionsübergreifende an eine evangelischen Schule normalerweise ein Widerspruch. Aber in den Nordparebergen liegen diese Schulen zumeist inmitten moslemisch dominierter Ansiedlungen. Man kommt also an einer Auseinandersetzung kaum vorbei. Für das gemeinsame Zusammenleben der Religionen braucht es aber Wissen, Verständnis und Toleranz. Und warum kann das nicht auch an diesen Schulen gelehrt und gelebt werden? Fakt ist, dass es für die Schulen einer grundsätzlichen strategischen Entscheidung bedarf. Diese wird vor dem Hintergrund der Spaltung der Diözese und den bislang aufgelaufenen Schulden der Schulen nicht einfacher. Aus unserer Sicht besteht akuter Handlungsbedarf, denn die Schülerzahlen der Form I und auch Form II sind kaum dazu geeignet, die Existenz der Schulen zu sichern. In dieser Situation eine überaus notwendige Qualitätsdiskussion anzufangen, scheint unangebracht. Sie ist aber dennoch notwendig, um langfristig den Schulen die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln. Das Koordinierungsthema, dass Eckart auch seit Jahren angemahnt hat, haben wir in der Diözese ebenso wenig forciert wie das von uns bereits vorbereitete Quality Education Program (QEP), welches neben der Qualitätsverbesserung des Unterrichts und der Prüfungsergebnisse auch das Ziel hat, die Lehrer an der Schule zu halten, um die abenteuerliche Fluktuationsrate bei den Lehrern zu senken und etwas mehr Bindung zu schaffen. Gemeinsam mit Sabine besprechen wir unsere Wahrnehmung, das eine vertrauensvolle Zusammenarbeit unserer Meinung nach etwas anders aussieht. Es macht sich vielleicht auch zu Unrecht an diversen Kleinigkeiten wie dem Abhängen der Schulflyer fest, aber wir sind bis heute nicht in die sich aus der Evaluierung der Schulen ergebenen Maßnahmen einbezogen worden, wir kennen nicht einmal den Bericht. Der Generalsekretär hatte zwar eine Übersendung des Dokuments vor 2 Jahren zugesagt, auch wenn es in Swahili geschrieben wurde, wäre es dennoch eine gute Hilfe auch für uns, um die Situation besser zu verstehen. Zudem sind wir der Diözese als Partner im Bereich der Schulen seit mehr als 10 Jahren bekannt. Das man uns jetzt von diesen Dingen ausnimmt, auch im Wissen, dass es notwendige Auswirkungen auf unsere Arbeit hat, ist nicht unbedingt als vertrauensbildende Maßnahme zu bezeichnen. Zum Teil wird man dann zusätzlich mit Informationen versorgt, die dem Stiftungsvorstand seit längerem vorliegen, aber leider das Projektteam nicht erreicht haben. Wir haben also auch genug Potential unsere interne Kommunikation zu verbessern. Für das Projektteam besteht die Gefahr, im luftleeren Raum zu agieren, was nicht unbedingt der Motivation zuträglich ist. Selbige liegt ohnehin schon fast am Boden angesichts der Schülerzahlen, der immer prekäreren Finanzsituation der Schulen und dem Zustand einiger Kabinette. Es ist einfach kaum der Wille zu erkennen, sei es im Office oder an den Schulen selber, hier etwas entscheidend zu verändern. Ist das die hier scheinbar nie versiegende Hoffnung auf einen imaginären weißen Ritter, der die Schulen aus dem Feuer holen wird oder nur noch purer Fatalismus? Einzig Usangi hat trotz auch hier gesunkener Schülerzahlen immer noch eine Zukunft, auch weil die Schulden nicht so immens hoch sind, wie die der anderen Schulen. Nächste Woche wird eine weitere Wahrheit bekannt werden: Die Ergebnisse der Form IV Examinations werden dann durch die Nationale Prüfungsbehörde (NECTA) veröffentlicht.

Mittags gehe ich nochmal in den Container und inventarisiere die Technik für Andrew. Bei dem Wetter wieder eine blanke Herausforderung. Ali kommt später nach. Wir brauchen zum Glück nicht so lange und so kann ich am Nachmittag noch alles in die Inventardatenbank eintragen. Holger nimmt derweil tapfer seine Medizin und muss sich angesichts der Medikamente davon verabschieden, heute Abend überhaupt in irgendeiner Form Alkohol zu sich zu nehmen.  Ein Gewitter zieht über den anderen Teil von Same, ihm eilen kleinere Sandstürme voraus. Regentropfen kommen aber noch nicht bei uns an. Zumindest zeigt sich die kommende Regenzeit bereits deutlich am Horizont. Das Abendbrot gibt es heute im Amani Hostel, zusammen mit ein paar Gästen aus Deutschland genießen wir das leckere Mahl. Der Abend klingt entspannt aus.


13.02.2015 - Massaisteppe und zurück
Heute geht es in die Massaisteppe zur Emuguri Primary School. Wir werden von Matthias und Jule begleitet, die derzeit Sabine besuchen und kommen heute bei uns mit. Wir haben uns um 9 Uhr am Office mit dem Fahrer verabredet. Als wir dort eintreffen, muss Lameck erstmal mit dem Finanzchef der Diözese zur Tankstelle fahren. Das gibt uns Zeit, die Sachen aus dem Container zu räumen. Holger geht es immer noch nicht so gut, er bleibt wieder als Housesitter zurück. Das Auto kommt zurück und wir laden alles ein bzw. auf. Zwei Tafeln sollen noch mitgenommen werden. Kurz bevor es nun endlich losgehen soll, wird Lameck zum stellvertretenden Bischof gerufen. "2 Minutes" waren seine letzten Worte, bevor er für mehr als 1 Stunde entschwand. Ali ist inzwischen schon zum Amani Hostel gegangen, einmal um unsere Mitfahrer zu beruhigen, aber auch um den Sack Mais zu besorgen, den wir für die Schule mitnehmen wollen.
Lameck kommt, entschuldigt sich ganz kurz und ich sage mir, dass er ja am wenigsten dafür kann. Also brauche ich auch meine schlechte Laune nicht an ihm auslassen. Wir werden nahezu euphorisch am Amani begrüßt, Ali reicht mir wortlos ein Tangawizi, welches in kürzester Zeit geleert ist. Wir laden alles ein und machen uns endlich auf den Weg in die Steppe, mit zwei Stunden Verspätung. Sonst ist das eher weniger von Bedeutung, aber heute haben wir uns auch noch mit Andrew verabredet, der Technik aus dem Container abholen will. Hoffentlich klappt das denn noch. Lameck verpasst in der Steppe die richtige Fahrspur und wir müssen etwas querfeldein fahren, was immer ein Risiko birgt, sich die Reifen kaputt zu fahren. Entgegen der Annahme, dass die Dornen der Gebüsche gegen die schweren Gummireifen nichts ausrichten können, ist es schon öfters vorgekommen, dass man wegen ein paar Dornen die Reifen wechseln musste. Wir haben Glück und nachdem wir die Schule fast einmal umkreist haben, kommen wir endlich an. Die Lehrer begrüßen uns herzlich und wir werden für das übliche Begrüßungszeremoniell in den einzigen Verwaltungsraum geladen. Es beginnt das übliche Klagen über die Zustände und die Bitte um Geld. Seit meinem letzten Besuch hat sich kaum etwas verändert. Wir machen nochmal eindrücklich darauf aufmerksam, dass wir gerne unterstützen, aber wir kein Geld da lassen werden, sondern nur konkrete Baumaßnahmen unterstützen können. Wir haben neben dem Mais und den Tafeln auch weitere Geschenke für die Schüler mitgebracht. Der Clou sind aber zwei Fußbälle, die sofort die mühsam aufrecht erhaltene Disziplin zusammenfallen lassen. Ali und Matthias toben mit den Kindern herum, während Jule sich mit den Mädchen unterhält.
Kurz vor 2 Uhr nachmittags verlassen wir die Schule und fahren zurück nach Same. Während Ali mit Lameck nochmal Getränke einkaufen fährt, warte ich am Container auf Andrew, der sogar fast pünktlich eintrifft. Ich habe etwas Zweifel, ob die ganze Technik in den Dalla-Dalla passt, aber der Fahrer verstaut das Equipment perfekt, so dass nichts mehr übrig bleibt. Bei der Hitze macht das Beladen aber auch keine wirkliche Freude, wir stöhnen ganz schön, auch wenn es nur kurze Wege sind, die wir laufen müssen. Endlich ist alles verpackt und schwer beladen rollt das Auto langsam vom Gelände. Ich begebe mich zum Haus, Ali kommt mir schon mit einem Getränk entgegen.

Eigentlich war das nun unsere letzte offizielle Aktion hier, Merle ist mittags zu einer Freundin in die Usambara-Berge gefahren und kommt erst am Sonntag zurück. Wir haben also das Haus für uns. Holger hat inzwischen unser Labor wieder eingepackt und zum Transport bereitgestellt. Für den Abend haben sich Matthias und Jule angekündigt, wir kochen zusammen. Dazu müssen wir nochmal in die Stadt, um einige Zutaten zu erwerben. Auf dem Rückweg holen wir die beiden dann am Amani Hostel ab. Wir kochen Nudeln mit Tomatensauce, Ali kümmert sich um die Sauce, die angebrannten Nudeln verzögern das Essen etwas, aber nicht wesentlich. Etwas später kommen auch Sabine und Hubert dazu, die ihre anderen Freunde nach Moshi gebracht haben. Es wird ein schöner Abend, Ali und ich bringen Jule und Matthias noch nach Hause, bevor auch wir uns schlafen legen. Frühstück wurde um 9 Uhr bei Sabine festgelegt. Hoffentlich bekommt man bei der drückenden Hitze überhaupt ein Auge zu.  


14.02.2015 - Abreise aus Same
Der Tag beginnt mit einem wunderschönen gemeinsamen Frühstück bei Sabine. Wir tauschen uns nochmal über bestimmte Themen zu den Schulen aus. Lameck holt uns eine Stunde zu früh von Sabine ab, aber so brauchen wir bei der Hitze wenigstens nicht laufen. Im Volontärshaus wird alles zusammengepackt und ins Auto gebracht. Dann müssen wir nochmal ins Office, einen Teil der Sachen in unseren Container bringen und dann kann es endlich losgehen. Unterwegs wollten wir uns eigentlich nochmal mit Andrew treffen, aber das wird leider nichts. So passieren wir Mwanga ohne Zwischenstop.  In Moshi plagt den sichtbar genesenden Holger der Hunger, so dass wir zunächst ins Union fahren, um dort zu essen. Für Lameck braucht es schon eine direkte Aufforderung mitzukommen. Das Essen dauert etwas, aber so haben wir ausreichend Zeit und Muße die Leute auf der Straße zu beobachten. Nach dem Essen fahren wir weiter in Moshi herum, ich muss noch Marmelade besorgen und die Jungs wollen nochmal in den Supermarkt. Lameck wird zunehmend nervöser, er fragt, ob es denn jetzt nach Usa-River geht. Mit einem kleinen Umweg über den Bahnhof in Moshi – ja. Holger und ich haben auf dieser Tour kaum Bilder gemacht, irgendwie hatten wir aus den verschiedensten Gründen nie Zeit dafür. Dann wenigstens ein wenig auf dem alten Bahnhof in Moshi fotografieren, eine Empfehlung von Hubert. Wir laufen also in sengender Hitze über die alten Gleisanlagen, ein paar alte Waggons stehen noch herum, aber ansonsten ist der Bahnhof doppelt so tot wie ein Hauptfriedhof. Dennoch zufrieden mit unserer Bilderausbeute, geht es endlich weiter.

Das Verkehrsaufkommen wächst, Lameck, der in diesen Tagen ohnehin einen sehr eigenen Fahrstil praktiziert, wirkt deutlich überfordert. Wir erreichen trotzdem wohlbehalten unser heutiges Ziel, Usa-River. Hier platzen wir mitten in eine riesige Hochzeit, Claus ist nicht da, Sophia auch nicht. Happy wird gesucht und offensichtlich ist unsere heutige Ankunft - entgegen dem "sawa" (in Ordnung) aus Claus‘ Mail doch nicht bekannt und es gibt Probleme, uns unterzubringen. Schließlich werden wir getrennt, Holger schläft bei Mona im Gästezimmer und Ali und ich gehen in Sophias altes Haus. Happy bereitet alles vor. Die Vorbereitungen ziehen sich etwas, aber dann ist es geschafft.
Am Abend besprechen wir nochmal das Ergebnis unserer Reise und die möglichen Konsequenzen. Die Schulentwicklungen werfen einige Fragen auf, die kommende Teilung der Diözese und die damit verbundenen, noch nicht absehbaren Folgen ebenfalls. Wir brauchen Modelle, die langfristig tragfähig sind und die Abhängigkeit von den Diözesen verringert. Es geht um die Jugendlichen und ihre Zukunft, die wir unterstützen wollen. Wir wollen aber durch unsere Unterstützung die Diözesen nicht aus ihrer Verantwortung für die Schulen entlassen.
Über Nacht fängt es an zu regnen, laut trommelt das Wasser auf den Blechdächern herum. Der Strom fällt mehrfach aus. Die Regenzeit kündigt sich an. Das Klima wird erträglicher, auch wenn es im Haus immer noch recht warm ist.

 

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