Samstag, 21. April 2018

Usa River und die Sued-Pare Berge

Habari aus Same. Nachdem unser Team sich am Montag am KIA Airport gefunden hat, war die Erleichterung genau wie die Vorfreude auf die nächsten Wochen spürbar. Inzwischen haben wir Samstag und in den letzten Tagen gab es den üblichen Berg an organisatorischen Erledigungen, bevor wir zu unseren Schulen aufbrechen konnten. Wir waren in den südlichen Pare Bergen, ohne Internet. Aus diesem Grund stellt sich das regelmäßige Blog schreiben, als kleine Herausforderung dar. Ein Eintrag in unser gemeinsames Reisetagebuch ist also überfällig.
Ein wichtiges Detail am Anfang. Marcus und Judith sind nicht alleine angereist. Es gab also eine kleine, aber ganz wesentliche Ergänzung. Unsere diesjährige Reise wird durch Dr. Jens Kaschub bereichert. Jens wird uns auf einem Teil unserer Reise begleiten, aber im Wesentlichen zieht es ihn nach Tansania, um dort zu sein wo seine Hilfe und sein Fachwissen dringend benötigt werden. Wo dieser Ort ist, wird sich im Laufe der Zeit hier in den Pare Bergen zeigen. Es gibt unter anderem zwei Dinge, auf die es für mich das ein oder andere Mal im Leben angekommen ist. Zum einen ist es wichtig neugierig zu bleiben und Ideen zu haben. Irgendwie bleibt auf diese Weise immer alles in Bewegung und man bleibt aufgeschlossen gegenüber Veränderungen. Und zum anderen finde ich es wichtig, dass möglichst bei allem was man tut das Herz dabei sein sollte. Nach nicht mal 4 gemeinsamen Tagen ist für mich klar, dass jeder einzelne von uns neugierig und mit ganzem Herzen dabei ist. Unseren ersten gemeinsamen Abend verbringen wir in Usa River, in einem Rehabilitationszentrum zu dem die Eckart Schwerin-Stiftung seit mehreren Jahren den Kontakt pflegt. Am Dienstag Morgen gibt es in der hauseigenen deutschen Bäckerei heimische Brötchen und fair trade Kahawa, bevor wir uns auf den Weg nach Same machen. Ein gelungener Start für uns und ein sanfter Einstieg für Jens, der seine erste Nacht in Afrika verbracht hat.

Teammitglieder der Eckart Schwerin-Stiftung/ Reise 2018 - von hinten

Für mich ist es erst der zweite Besuch in Tansania und ich lerne jeden Tag dazu. Es gibt mancherorts per Hand unterschriebene Eintrittskarten für die Toiletten gegen Gebühr, Tansania kann man im April in mindestens 100 Grüntönen erleben, Religionen können sehr wohl friedlich miteinander leben und lernen, Zucker muss man manchmal so lange rühren bis man keine Ameisen mehr sieht, Schuhe sollte man immer erst ausklopfen bevor man sie anzieht, tansanische Abende enden in dem man aufgegessen hat und Socken bleiben an Hauswänden kleben, solange sie nass sind. Diese Liste ist auf keinen Fall abschließend. In Same haben wir uns einen Tag Zeit genommen. Inzwischen ist jeder von uns mit einer tansanischen SIM Karte ausgestattet, wir haben uns offiziell im Office der Pare Diözese angemeldet, haben einen Blick in unseren Container geworfen und wurden wie die Jahre zuvor beim Generalsekretär zu Hause zum Essen eingeladen.
Am Donnerstag haben wir uns auf den Weg nach Manka in die dortige Secondary School gemacht. Unser Doktor wurde in die Pare Berge ins Gonja Hospital gefahren. Unsere Wege trennen sich also für einige Tage. Manka hat eine besondere Bedeutung für unsere Stiftung. Das ist der Ort an dem alles begann. Hier hat das Herz von Prof. Dr. Eckart Schwerin angefangen für Tansania zu schlagen und ein Kreuz an seiner Kapelle auf dem Schulhof erinnert an ihn.

Prof.Dr. Eckart Schwerin Kreuz, Manka Secondary School

Wir kommen mitten im Schulbetrieb an, aber werden persönlich vom Direktor der Schule empfangen, als unser Fahrer auf dem Gelände hält. Micha kennt ihn seit Jahren, somit fällt die Begrüßung herzlich aus und wir haben die Möglichkeit ausführlich und offen mit ihm über die Situation der Schule zu sprechen. Unser Hauptaugenmerk liegt bei diesem Besuch auf dem Computerkabinett, aber es ist nicht zu übersehen, dass es darüber hinaus noch viele andere Baustellen gibt, die im kommenden Jahr unsere Aufmerksamkeit benötigen. Die mangelnde Schülerzahl ist auch hier ein großes Problem. Fehlen Schüler, oder können Eltern die Schulgebühren nicht zahlen, bleiben die Gehälter der Lehrer aus. Ohne Lehrer gibt es keine Schule. Ohne Schule gibt es keine Bildung und Bildung ist unsere Zukunft! Wir sind bis in die Abendstunden mit dem Kabinett beschäftigt. Einige Schüler/innen schauen immer mal wieder verlegen durch die offene Tür, bevor sie trauen mit uns ins Gespräch zu kommen. Das ist das was wir wollen. Wir möchten einander kennenlernen, damit wir keine unbekannten Gäste sind, die mal vorbeischauen.

Schüler im Gespräch mit Team-Manka

Wenn wir gemeinsam mit den Schülern und Lehrern an der Umsetzung verschiedener Projekte arbeiten, wächst damit die Wertschätzung geleisteter Arbeit. Computer werden gepflegt, Bibliotheken genutzt, Räumlichkeiten sauber gehalten und es werden Problembewusstsein und Verantwortungsgefühl geweckt. Eine schöne Vorstellung, die manchmal eine echte Geduldsprobe darstellt.
Eine Geduldsprobe war auch unsere Übernachtungsmöglichkeit. Da wir am Donnerstag planmäßig in Manka übernachten, um am nächsten Tag nach Dindimo weiterzufahren, kommen wir in der Tona Lodge unter. Marcus, Judith und ich wussten nicht was uns erwartet, obwohl Micha schon aus der Vergangenheit über den Zustand berichtet hat. Ich würde behaupten, dass niemand von uns sehr wählerisch in Bezug auf die Unterkünfte ist, aber diese Nacht war nur mit Humor zu ertragen. Mit Humor und dem restlichen Wein, den wir vom Flug aufbewahrt hatten. Nicht mal die einzige Kerze die wir hatten konnte verschleiern, dass wir auf keinen Fall allein in diesen Räumlichkeiten waren und man Sorge dafür tragen sollte auf keinen Fall den Fußboden zu berühren. Mit ein bisschen Überwindung sind wir irgendwann trotzdem tot müde in die, nennen wir es „Betten“ gefallen und haben versucht jede tierische Gesellschaft und die Feuchtigkeit in der Tropfsteinhöhle auszublenden. Gegen 4 Uhr morgens keimte die Hoffnung auf, dass bald die Sonne aufgeht und wir dieses Adventure Abenteuer schnell hinter uns haben. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so sehr darüber gefreut habe, endlich aufstehen zu dürfen.

Maddi